Solarenergie soll Südafrikas massives Stromproblem entschärfen
Johannesburg (APA) - Südafrika hat ein massives Energieproblem. Das merken die Bewohner des Landes fast täglich, wenn der Strom abgeschaltet...
Johannesburg (APA) - Südafrika hat ein massives Energieproblem. Das merken die Bewohner des Landes fast täglich, wenn der Strom abgeschaltet wird, weil es dem marode staatlichen Energiekonzern Eskom nicht gelingt, genügend Strom zur Verfügung zu stellen. Eine Entlastung könnten erneuerbare Energien bringen. Mit Hilfe aus Österreich wurden nun die zwei größten solarthermischen Anlagen südlich der Sahara errichtet.
Auf dem Dach eines Studentenwohnheims der Witwatersrand-Universität in Johannesburg stehen 600 Quadratmeter Kollektorfläche. Mit einer Nahwärmanlage werden die 14 drei- bis vierstöckigen Backsteingebäuden des Studentenheims mit Warmwasser und Heizung versorgt. Rund 1.000 Kilometer weiter südlich an der Küste von Südafrika entstand eine große Prozesswärmeanlage für eine Gerberei. Hier liefern die ebenfalls fast 600 Quadratmetergroße Kollektorenfläche die benötigte Wärme für die Produktion von Straußen-, Krokodil- und Wildleder.
Die beiden Solaranlagen sind die bisher größten solarthermischen Anlagen südlich der Sahara. Ermöglicht wurde ihr Bau durch das Projekt Soltrain des steirischen Instituts AEE Intec, die Finanzierung für das Projekt kommt von der österreichischen Entwicklungsagentur ADA. Diese Projekte sind „ein greifbarer Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel“, erklärte der österreichische Botschafter in Südafrika, Johann Brieger, bei der feierlichen Eröffnung der Anlagen diese Woche in Johannesburg.
ADA-Geschäftsführer Martin Ledolter sieht die beiden Projekte als „ein weiteres starkes Beispiel dafür, was Entwicklungspolitik leisten kann“. Das Projekt mache nicht nur aus Sicht des Klimaschutzes sondern auch aus ökonomischer Sicht Sinn, betont Ledolter.
Lokale Unternehmen haben die Speicher, Wärmetauscher und Verrohrung hergestellt und installiert. Technisch unterstützt und geschult wurden sie durch AEE Intec. Von der Unterstützung des Marktes für Solarenergie profitieren aber auch österreichische Unternehmen. Die Sonnenkollektoren für die Anlagen stammen von der Kärntner Kollektorenfirma GREENoneTEC.
Das enorme Energieproblem Südafrikas lösen, können derartige solarthermische Anlagen nicht, aber sie könnten das System entlasten und das massive Umweltproblem entschärfen. Bisher werden in den Kraftwerken des Landes mehr als 80 Prozent der Energie mittels Kohleverbrennung erzeugt. Das führt zu massiver Luftverschmutzung, auch weil die Kraftwerke veraltet sind.
Die nötige Wartungen und Erneuerungen der Kraftwerke wurden vernachlässigt, dafür bereitgestellt Gelder verschwanden zum Teil aufgrund der jahrelange grassierenden Korruption unter dem früheren Präsidenten Jacob Zuma. Der staatliche Versorger Eskom, der für fast die gesamte Stromversorgung zuständig ist, ist heillos verschuldet. Laut Medienberichten belaufen sich die Schulden auf fast 30 Milliarden Euro - das entspricht knapp zehn Prozent der Wirtschaftsleistung Südafrikas.
Die Stromkrise brachten Präsident Cyrill Ramaphosa vor der Wahl Anfang Mai unter Druck. Er versprach die Sanierung des Energieversorgers und neue Investitionen. Eine Abkehr von der Kohlekraft ist aber derzeit nicht in Sicht. „Südafrika ist gesegnet mit viel Kohle, aber das hat den Nachteil der massiven Luftverschmutzung, das Potenzial der Sonne ist zu lange vernachlässigt worden“, sagt der stellvertretende Rektor der Witwatersrand-Universität, Andrew Crouch.
Dabei scheint in dem Land am südlichen Wendekreis die Sonne das ganze Jahr über kontinuierlich. Die Sonneneinstrahlung ist mehr als doppelt so hoch als in Nordeuropa, wo bereits riesige Solaranlagen stehen. Umso mehr müsste die Solartechnologie daher in Südafrika funktionieren, so AEE Intec.
Die renommierte Witwatersrand-Universität in Johannesburg hat die Zeichen der Zeit erkannt und plant nach dem erfolgreichen Projekt mit Unterstützung aus Österreich für das Studentenwohnheim zwei weitere noch größere Projekte auf anderen Gebäuden.
(Hinweis: Dieser Bericht entstand im Rahmen einer Reise, die von der ADA finanziert wurde.)