Fairtrade-Umsatz stieg 2018 in Österreich - Kaffeebauern unter Druck
Wien (APA) - Der Weltmarktpreis für Kaffee ist derzeit im Keller. Aktuell notiert Arabica-Kaffee bei rund 0,9 US-Dollar (0,80 Euro) je Pfund...
Wien (APA) - Der Weltmarktpreis für Kaffee ist derzeit im Keller. Aktuell notiert Arabica-Kaffee bei rund 0,9 US-Dollar (0,80 Euro) je Pfund (0,45 Kilogramm, lb). Das Gütesiegel Fairtrade zahlt hingegen einen garantierten Mindestpreis von 1,40 Dollar. Die niedrigen Preise bringen weltweit die Kaffeebauern unter Druck. Das Preistief ist „ein Debakel“, sagte Fairtrade-Österreich-Chef Hartwig Kirner zur APA.
Zum Vergleich: Ende 2016 lag der Preis noch zwischen 1,60 und 1,70 Dollar. Verglichen mit dem Rekordhoch im Jahr 2011 war das immer noch niedrig: Damals kostete ein Pfund Arabica-Kaffee mehr als 3 Dollar. Für biologisch angebauten Kaffee erhalten die Bauern von Fairtrade einen Aufschlag von 0,30 Dollar/lb, der die höheren Kosten der Bioproduktion abgelten soll. Die Fairtrade-Prämie von 0,20 Dollar je Pfund Kaffee geht an die Kooperative, etwa, um die Qualität des Kaffeeanbaus zu erhöhen und um Gemeinwohlprojekte wie Schul- und Straßenbau zu ermöglichen.
Ein kräftiges Absatzplus bei Bananen und Kakao für Süßwaren haben den geschätzten Umsatz von Fairtrade zertifizierten Produkten in Österreich im Jahr 2018 um 9 Prozent auf 333 Mio. Euro steigen lassen. Der Fairtrade-Umsatz in Österreich verteilte sich 2018 auf Schokolade/Süßwaren (42 Prozent Umsatzanteil), Bananen (18 Prozent), Kaffee/Heißgetränke (13 Prozent), Fruchtsäfte und alkoholfreie Getränke (11 Prozent). Mit großem Abstand folgen Baumwolle und Rosen (jeweils 5 Prozent).
Vor 26 Jahren startete Fairtrade in Österreich mit dem Verkauf von Kaffee, weitere Produkte folgten. Das Fairtrade-Siegel wird an Produkte vergeben, bei denen Kleinbauern und Plantagenarbeiter bessere Preise erhalten und unter fairen Bedingungen arbeiten. Außerdem soll vor Ort in Bildungs- und Entwicklungsprojekte investiert und umweltfreundlich produziert werden. Fairtrade steht in Konkurrenz zu anderen Nachhaltigkeitssiegeln wie Rainforest Alliance/UTZ.
Fairtrade will den Bauern nicht nur bessere Preise garantieren, sondern langfristig existenzsichernde Löhne garantieren. „Es ist noch ein weiter Weg“, zeigt sich der Fairtrade-Österreich-Chef selbstkritisch.
Das Gütesiegel erhöht im kommenden Oktober den an die Bauern ausgezahlten Fairtrade-Mindestpreis für konventionellen Kakao von 2.000 auf 2.400 Dollar pro Tonne. Aktuell liegt der Weltmarkt-Kakaopreis bei 2.261 Dollar. In den vergangenen fünf Jahren schwankte der Preis zwischen 1.800 und 3.500 Dollar. In der Elfenbeinküste - dem weltweiten größten Kakaoanbaugebiet - lebt der Großteil der Bauern unter der Armutsgrenze.
Der langjähriger Fairtrade-Kunde und bekannte steirische Schokoladeproduzent Josef Zotter beendete per Jahresende 2018 die Zusammenarbeit mit der NGO. Zotter wünschte sich noch strengere Standards. Das Ende der Partnerschaft mit Zotter sei „nicht erfreulich“, so der Fairtrade-Österreich-Chef Kirner. Die Kritik von Zotter sei aber „nicht gerechtfertigt“.
( 0600-19, 88 x 114 mm)