Filmfestspiele Cannes - Jessica Hausner: „Glück ist eine Idee“

Cannes (APA) - „Es ist kein Film über Gentechnologie, es ist ein Film über ein grundlegendes menschliches Verlangen: das Streben nach Glück....

Cannes (APA) - „Es ist kein Film über Gentechnologie, es ist ein Film über ein grundlegendes menschliches Verlangen: das Streben nach Glück. In dem Moment aber, in dem man glücklich ist, verschwindet es wieder. Glück ist nicht real. Glück ist eine Idee.“ Das sagte die österreichische Regisseurin Jessica Hausner heute Vormittag in Cannes bei der Internationalen Pressekonferenz über ihren Film „Little Joe“.

Der Film, der gestern bei den Filmfestspielen seine Weltpremiere feierte und im Kritiker-Ranking von „Screen“ im Mittelfeld rangiert (es führt mit klarem Abstand Pedro Almodovar), sei „eine Art Genre-Film, gleichzeitig aber auch gar keiner“, erklärte die 46-Jährige. Vor allem möge sie keine depressiv machenden Enden. Sie habe sich daher für eine Art „Laßt uns mit den Zombies leben, es wird schon passen“-Schluss entschieden. Man könne auch sagen: „Vielleicht sind wir alle bereits Zombies, wir wissen es nur noch nicht.“

Gentechnik sei im Moment ein sehr präsentes Thema und habe sich perfekt für jene Verschwörungstheorien geeignet, nach denen man gesucht habe. „Darüber wollte ich mehr wissen. Je näher man sich damit beschäftigt, desto weniger bekommt man die eine Antwort, sondern stattdessen zehn mögliche andere. Das war für mich perfekt, denn das gleicht auch meiner Annäherung an Dinge.“ Es gebe eine wissenschaftliche und eine psychologische Seite von „Little Joe“, deswegen habe sie auch Sitzungen mit einer Psychotherapeutin eingebaut.

Daneben war der ausgeprägte Stil des Films ein Thema vieler Fragen. Sie und Kameramann Martin Gschlacht hätten in ihrer bisherigen Zusammenarbeit immer eine Art surrealistischer Traum- oder Märchenwelt zu kreieren versucht, die spezielle Musik von Teiji Ito habe diesmal ebenso Anteil daran wie das Farbkonzept, das auch in der Postproduktion wichtig gewesen sei. „Ich finde, man kann nie zu weit gehen im Style“, entgegnete Hausner lachend auf eine entsprechende Frage. „Der Style ist das, was den Film speziell macht.“

„Sie hat unübliche Ideen und es gibt viele Diskussionen vor den einzelnen Szenen, weil es in ihnen oft wenig Handlung, aber viel Subtext gibt“, erzählte Hauptdarstellerin Emily Beecham, die eine alleinerziehende Gentechnikerin spielt. Sie erschafft mit dem titelgebenden „Little Joe“ eine Pflanze, die ein wunderschöner Glücksspender, aber möglicherweise auch ein manipulierendes Monster ist. „Ich habe sie immer gefragt: Bin ich jetzt infiziert oder nicht?“, berichtete Phenix Brossard, der einen der Laborkollegen spielt. „Ihre Antwort war immer: Ich weiß es nicht.“

Kein österreichischer Film im Wettbewerb eines internationalen Festivals ohne die Frage nach dem „spezifisch Österreichischen“ in ihm. Hausner beantwortete diese Frage so: „Ich denke, es ist nichts spezifisch Österreichisches in dem Film. Das hatte ich auch bisher nie. Ich mache Filme für ein internationales Publikum. Sie sind nicht naturalistisch, nicht einmal realistisch. Sie sind stylish.“ Und eine Frage zu den jüngsten Entwicklungen in der österreichischen Innenpolitik rund um Vizekanzler H.C. Strache (FPÖ) gab es auch. „Wir wissen nichts darüber, aber wenn man eine Möglichkeit findet, Strache loszuwerden: Umso besser!“