Kirchen müssen in gutem Zustand sein: „Da sind die Menschen empfindlich“
Der Pfarrer auf der Baustelle: Rudi Silberberger über seine Arbeit als Diözesankonservator, die Bedeutung sakraler Bauten und die schwierige Finanzierung von Renovierungen.
Von Michaela S. Paulmichl
Innsbruck — „In den Gottesdienst geh' ich zwar nicht, aber mir ist wichtig, dass die Kirchen in einem guten Zustand sind. Sie schenken mir Beheimatung." Aussagen wie diese bekommt Rudi Silberberger immer wieder zu hören. „Das Interesse an Sakralbauten ist groß", sagt der für den Seelsorgeraum Terfens, Pill und Vomperbach zuständige Pfarrer. Das merke man auch daran, wie Schäden an Kirchen oder Kapellen wahrgenommen werden: „In Italien zum Beispiel halten es die Leute leichter aus, wenn einmal der Putz bröckelt. Bei uns sind sie da empfindlich. In Österreich und Deutschland herrscht, was das betrifft, ein richtiger Perfektionismus!"
Seiner Meinung nach könne man ruhig sehen, dass es sich um ein altes Bauwerk handelt: „Feuchtigkeitsschäden im Boden gehören ohnehin meistens dazu." Für den Diözesankonservator sind Kirchen „Stein gewordenes Glaubensleben" und „nicht nur Orte, an denen man sich trifft, sondern wo man den Glauben feiert".
Als vom Bischof bestellter Verantwortlicher in allen Fragen der kirchlichen Denkmalpflege ist er für diözesane und pfarrliche Kulturgüter zuständig und berät die 76 Pfarren bei Restaurierungen. In allen gibt es Pfarr- und häufig auch Filialkirchen. Und natürlich auch Kapellen, „sehr viele sind aber in Privatbesitz oder gehören Agrargemeinschaften oder Gemeinden". Auch ihnen gibt er Rat, wenn er danach gefragt wird.
Eine Kirche dagegen gehört sich selbst, sagt Silberberger. „Sie ist eine eigene juristische Person und wird vom Pfarrkirchenrat mit den Pfarren verwaltet." Restaurierungsarbeiten werden immer mit dem Bundesdenkmalamt besprochen und von Fachleuten durchgeführt.
Fresken werden mit Spezialschwämmen gereinigt, die beim Verwenden abbröseln, gemeinsam mit dem Schmutz. „So wird der Staub gebunden, und wenn man drüberfährt, sieht man danach einen hellen Streifen", erklärt der Konservator. „Oft lassen wir einen kleinen Bereich unbehandelt, ganz versteckt." So sieht man, wie es vorher ausgesehen hat. „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schwarz und rußig ein Kirchengewölbe sein kann."
Derzeit werden in der Diözese die Dom-Außenfassade — „das wird heuer fertig, die Arbeiten sind sehr aufwändig" —, die Kirchen in Jenbach, Terfens, Gnadenwald, Heiterwang und in Pankrazberg in Fügenberg, außerdem die Ottilienkapelle im Außerfern restauriert.
„Die Finanzierung ist natürlich immer ein Problem", sagt Silberberger. Die nötigen Mittel aufzutreiben, sei nicht mehr so leicht wie früher, „da war einfach viel mehr Geld da". Zuschüsse gibt es von politischer Gemeinde, Landesgedächtnisstiftung, Bundesdenkmalamt und Diözese. Die steigende Zahl der Kirchenaustritte und damit verbunden sinkende Kirchensteuern seien kein großer Einschnitt.
Um Problemen vorzubeugen, schult der Diözesankonservator deshalb die Mesner, immer wieder Nachschau zu halten, zum Beispiel nach Gewittern oder starken Regenfällen. „Wenn man das Problem früh genug erkennt, können große Schäden gar nicht erst entstehen."