1800 beim Innsbrucker Stadtlauf: Eine Stadt ganz in Läuferhand
Von Spätzündern, Frühaufstehern und Genießern: Einen Tag lang gehörte die Innenstadt beim 35. Innsbrucker Stadtlauf den Sportlern. Rund 1800 Läufer nutzten diese Chance am Sonntag — mit Simon Lechleitner als Sieger.
Von Roman Stelzl
Innsbruck –Schön langsam macht sich vor dem Kongresshaus Hektik breit. Der Countdown zum Innsbrucker Stadtlauf tickte schon einstellig die Minuten bis zum Beginn herunter, als eine große Menge an Leuten im dreistelligen Bereich ohne Startnummer, Anmeldung und/oder Geduld eine Traube vor der Nummern-Ausgabe bildet. Wer spät kommt, den bestraft das Leben. Oder eben der Startbereich.
Mit vier Sicherheitsnadeln und einer Startnummer bewaffnet heißt es sich ganz hinten einreihen. Auch gut. Soll nichts heißen, die Zeit wird ja ohnedies erst vorne an der Linie genommen – egal ob Spätzünder oder Frühaufsteher. „Damit ich richtig fit bin heute, musste ich ausschlafen“, scherzt ein ganz Ausgeschlafener, der die ominöse Startlinie hinten nur von Erzählungen kennt.
Als ein lauter Knall dann mit einigen Minuten Verspätung die Wartenden aufweckt (ausgeschlafen oder nicht), kommt zaghaft Bewegung in den rund 1500 Läufer umfassenden Staubereich vor der Hofburg. Die Besten laufen ganz vorneweg, darunter der Tiroler Simon Lechleitner (LLZ Tirol), der den zehn Kilometer langen Hauptlauf über drei 3,3 Kilometer lange Runden in 32:02,1 Minuten auch gewinnen wird. Sein weibliches Pendant heißt Silvia Schwaiger vom SK Rückenwind, sie siegt in 36:06,1.
Alle anderen machen sich vorrangig den Kampf mit dem inneren Schweinehund aus, egal ob der am Ende in Form einer gesetzten Zeit oder Platzierung erfolgen soll. Oder sie genießen diesen Tag, diesen Moment beim 35. Stadtlauf, der viele von der Couch auf die Trainingsstrecke brachte, der im Gedanken an Bewegung, Steigerung, Verbesserung verbinden soll.
Am Ende werden sich samt Kinder- und Familienlauf rund 1800 Läufer diesem Erlebnis stellen. Der Standardsatz „Am Ende sind wir alle Sieger“ hat hier weniger beim Blick auf die Ergebnisse Gültigkeit, sondern mehr in der Tatsache, dass die abgesperrten Abschnitte rund um Rennweg, Altstadt oder Universitätsstraße einer Eroberung durch die Läufer gleichkommen. Für einige Stunden ist der motorisierte Verkehrsteilnehmer ein klatschender hinter der Absperrung. Mitten auf einigen Hauptverkehrsrouten – auch das ist Genuss.
Selbst wenn den Stadtlauf nicht mehr so viele Teilnehmer wie früher miterleben: Vor wenigen Jahren zählten die Veranstalter noch 3400 Teilnehmer, nun ist es die Hälfte. Ein Trend, den Organisator Dieter Hofmann abnehmendem Interesse am Straßenlauf zuordnet. Und weniger Nachwuchsläufern. Das soll sich 2020 ändern, auch mit neuer alter Strecke (heuer Baustellen). Dann soll das hektische Treiben noch ein wenig hektischer sein. Und dann heißt es wieder früher aufstehen. In vielerlei Hinsicht.
35. Innsbr. Stadtlauf
Hauptlauf (10 km): Herren: 1. Lechleitner (LLZ Tirol) 32:02,1 Min., 2. Pattis (ITA) 32:34,4, 3. Fronthaler (ITA) 33:32,6. Damen: 1. Schwaiger (SK Rückenwind) 36:06,1, 2. Hanspeter (ITA) 36:46,2, 3. Hirschvogl (GER) 40:05,2. Staffellauf (3 x 3,3 km): Mixed: 1. Flash and Thunder, 2. Theo-Cup, 3. NEOS Tirol. Damen: 1. Puschtra Ladies, 2. Läufer ohne Grenzen. Herren: 1. Team Dreiste Nachmeldegebühr, 2. SG Hausham. Genusslauf (3,3 km): Herren: 1. Foth (GER). Damen: 1. Stich (GER).