Ibiza-Affäre

Bericht: Deutscher Verein soll 600.000 Euro für Ibiza-Video bezahlt haben

Das so genannte "Ibiza-Video", wovon Ausschnitte am 17. Mai veröffentlicht wurden, brachte Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache zu Fall.
© APA/Schneider/Spiegel/SZ

Laut „Kronen Zeitung“ soll ein deutscher Verein den Herstellern des Ibiza-Videos das Material um 600.000 Euro abgekauft haben. Das „Zentrum für politische Schönheit“ weist jedoch jedwede Beteiligung zurück. Der Lockvogel soll demnach gecastet worden sein. Bestätigung für den Bericht gab es zunächst keine.

Wien — Ein deutscher Verein soll den Herstellern des Ibiza-Videos, das Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus zum Rücktritt bewogen hat, das Material um 600.000 Euro abgekauft haben. Das berichtet die Kronen Zeitung am Montag. Demnach soll das Video, das in weiterer Folge vom Spiegel und der Süddeutschen Zeitung (SZ) veröffentlicht wurde, in Krügerrand-Goldmünzen bezahlt worden sein.

Laut Krone waren vier Personen — ein Wiener Anwalt, ein Detektiv und zwei Sicherheitsexperten — für die Produktion des Videos verantwortlich. Ihr kolportiertes Motiv: Persönliche Rache und Abneigung gegen die freiheitliche Politik. Ein Leibwächter des Anwalts mit einer Kanzlei in der Wiener Innenstadt soll Details über das Privatleben Straches gekannt haben, auf Basis dieser Informationen wurde dann angeblich gezielt ein Lockvogel für den FPÖ-Chef gecastet.

Lockvogel war offenbar Studentin aus Bosnien

Bei der vorgeblichen Nichte eines russischen Oligarchen, mit der sich Strache und Gudenus im Sommer 2017 auf Ibiza trafen, soll es sich um eine mehrsprachige bosnische Agrarwissenschaften-Studentin gehandelt haben. Laut Krone erhielt sie für ihre schauspielerischen Leistungen eine Tagesgage von 6000 bis 7000 Euro.

Bestätigung für die Krone-Berichterstattung gab es keine. Der Rechtsvertreter des Wiener Anwalts, Richard Soyer, wollte auf APA-Anfrage die Meldung nicht kommentieren. Die für die Prüfung allfälliger strafrechtlicher Tatbestände zuständige Staatsanwaltschaft Wien hat zwar Ermittlungen eingeleitet, äußerte sich aber nicht dazu, gegen wen sich diese richten und welche möglichen Vergehen im Raum stehen. FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker hatte am Wochenende für die Mitwirkenden am Video U-Haft wegen Verdunkelungs- und Fluchtgefahr verlangt. Für die FPÖ besteht der Verdacht auf Urkundenfälschung, Täuschung und Missbrauch von Ton- und Abhörgeräten.

„Zentrum für politische Schönheit" dementiert Beteiligung

Das „Zentrum für politische Schönheit" — ein deutscher Verein, der sich der politischen Aktionskunst verschrieben hat und der als möglicher Auftraggeber des Ibiza-Videos vermutet wurde — hat am Montag über den Kurznachrichtendienst Twitter jedwede Beteiligung zurückgewiesen. Weder sei für das Video seitens des Vereins Geld geflossen noch habe man es den Medien zugespielt. „Statt wilder Gerüchte über den Ursprung des Videos zu verbreiten, könnten sich die investigativen Ressorts um die Finanzierungsquelle der #FPÖ kümmern", twitterte das „Zentrum für politische Schönheit". (APA)

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