Nahrungsmittelindustrie

IG Milch kritisiert Preisabschläge für reuige „Milchrebellen“

Symbolfoto.
© APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Nach Ende der Milchhandelsgesellschaft „Alpenmilch Logistik“ (vormals „Freie Milch Austria“) mussten die Bauern zu den großen Milchgenossenschaften zurückkehren.

Wien – Der Milchbauern-Verein IG-Milch kritisiert die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), dass sie nichts gegen Preisabschläge von Molkereien für ehemalige „Milchrebellen“ unternimmt. Nach Ende der Milchhandelsgesellschaft Alpenmilch Logistik (vormals „Freie Milch Austria“) mussten die Bauern reumütig wieder zu den großen Milchgenossenschaften zurückkehren und dafür Preisabschläge für ihre Milch in Kauf nehmen.

Die von „Milchrebellen“ rund um die IG-Milch im Jahr 2008 ins Leben gerufene alternative Milchhandelsgesellschaft stellte im Frühjahr 2017 aus wirtschaftlichen Gründen ihren Betrieb endgültig ein. Einige Milchbauern – vor allem in Oberösterreich und Niederösterreich – standen damals ohne Liefervertrag da und bangten um ihre Existenz.

4,5 Millionen Euro „Schüttgebühren“

Jene Milchbauern, die nach Einstellung der Alpenmilch Logistik zu den Molkereien Berglandmilch und NÖM zurückkehrten, müssen Strafzahlungen entrichten. Diese sogenannten „Schüttgebühren“ belaufen sich für rund 100 betroffene Betriebe auf insgesamt 4,5 Mio. Euro im Jahr, sagte Ernst Halbmayr, ehemaliger Geschäftsführer der „Freie Milch Austria“, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Wien.

„Zu den einzelnen Verträgen der Molkereien können wir nichts sagen. Es ist jedoch nicht die Aufgabe der Molkereien für Schäden der ‚Freien Milch Austria‘ aufzukommen. Die Bauern haben viel Geld verloren und waren froh neue Abnehmer gefunden zu haben“, so Johann Költringer, Geschäftsführer der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter, auf APA-Anfrage.

Akten und Zeugenlisten

Die Milchbauernvertreter fordern von der BWB in der Causa aktiv zu werden. Die IG-Milch hätte Akten und Zeugenlisten übergeben um die Missstände in der Molkerei-Wirtschaft aufzuzeigen. Ermittlungen wurden laut Halbmayr nach mehrmaliger Verschleppung ohne neuere Erklärungen eingestellt. Auf APA-Anfrage wollte sich die BWB vorerst nicht zu den Vorwürfen äußern.

Die IG-Milch wurde 2004 als Verein gegründet um politische Anliegen von Milchbauern zu vertreten. Zur Zeit zählt sie rund 1050 zahlende Mitglieder. Die „Milchrebellen“ forderten mindestens 45 Cent pro Liter, damit die Bauern kostendeckend arbeiten können. Der Verein brachte auch eine eigene „A faire Milch“ auf den Markt, die bei den Spar-Supermärkten gelistet ist. Weitere Produkte – wie etwa Butter – wurden aber nicht lanciert. (APA)

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