Rückkehrzentrum in Fieberbrunn

Hungerstreik am Bürglkopf: Rettungseinsatz, Petition gestartet

Auch ein Rettungshubschrauber war am Freitag im Einsatz.
© ZOOM.TIROL

Die jüngsten Meldungen aus dem Rückreisezentrum am Bürglkopf in Fieberbrunn haben viele politische Reaktionen nach sich gezogen. Lautstark wird die Schließung der abgeschiedenen Einrichtung gefordert. Die Asylwerber würden zudem an schwerwiegenden Erkrankungen leiden, hieß es.

Fieberbrunn – Seit Montag befinden sich 17 Asylwerber mit negativen Asylbescheiden im Rückkehrzentrum des Innenministeriums am Bürglkpof in Fieberbrunn wegen „untragbarer Zustände“ im Hungerstreik, die TT berichtete. Am Freitag gab es deshalb einen Rettungseinsatz. Eine Person hatte über Kreislaufprobleme geklagt. Der Zustand sei mittlerweile wieder stabil. Im Einsatz standen das Rote Kreuz und ein Hubschrauber.

Indes haben die drei Tiroler Organisationen Plattform Asyl, Plattform Bleiberecht Innsbruck und Fluchtpunkt eine Petition ins Leben gerufen. Sie fordern die sofortige Schließung des Rückkehrzentrums in Fieberbrunn und des Wiener Pendants in Schwechat. „Ziel ist, die Menschen zu einer freiwilligen Rückkehr zu bringen, unabhängig davon, dass das Leben vieler in ihren Heimatländern in Gefahr ist“, heißt es auf der Webseite.

Mehr zum Thema

* Petition zur Schließung der Rückkehrzentren: https://go.tt.com/2Wt4e9r

* Artikel: Rückkehrzentrum Bürglkopf: 17 Asylwerber im Hungerstreik

„Symbol türkis-blauer Fremdenfeindlichkeit“

Via Aussendung richten sie zudem einen Appell an die Politik, „rasch im Sinne der Wahrung der Menschenrechte“ zu handeln. Auch die NEOS wünschen sich, dass sich Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) im Bund für eine Schließung stark macht. „Dieses, unter Ex-FPÖ-Innenminister Herbert Kickl installierte Zentrum, dient zur Isolation und Abschreckung. Es ist absolut unwürdig unter welchen Bedingungen Menschen hier leben müssen“, fordert der Klubobmann der Tiroler NEOS, Dominik Oberhofer. Von einem „Symbol türkis-blauer Fremdenfeindlichkeit“ ist die Rede.

Seinen freiheitlichen Kollegen im Landtag, Klubobmann Markus Abwerzger, kritisiert Oberhofer indes scharf: „Diese menschenunwürdige Unterkunft als Rückkehrberatungseinrichtung zu bezeichnen ist schlicht unverschämt. Ich lade Markus Abwerzger hiermit öffentlich dazu ein, mit mir zusammen nach Fieberbrunn zu fahren, damit wir uns die Situation vor Ort gemeinsam anschauen.“

Vor Ort ein Bild hatten sich Ende Mai auch Gemeinderat Mesut Onay (Alternative Liste Innsbruck) und die Landtagsabgeordneten Elisabeth Fleischanderl (SPÖ) und Georg Kaltschmid (Grüne) gemacht. In einem Schreiben an Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und Innenminister Wolfgang Peschorn sprachen sie von einer „erdrückenden Gesamtschau, die sowohl menschlich bedenklich als auch moralisch verwerflich ist“.

Isolation und Perspektivenlosigkeit haben massive Wirkung

Die Einrichtung, in der Menschen mit negativen Asylbescheid auf ihre Abschiebung warten, liegt in 1250 Metern Seehöhe und ist etwa zehn Kilometer vom Ortskern in Fieberbrunn entfernt. Derzeit würden rund 40 Menschen dort leben, darunter auch Familien mit Kindern.

Eine Vielzahl der dort unter gebrachten Personen leide unter physischen und psychischen Beschwerden, heißt es in dem Brief. Die medizinischen Diagnosen würden von Depression über PTBS bis hin zu Asthma und ähnlichen körperlichen Erkrankungen reichen. „Aus diesem Grund war auch ein Notruf eines dort untergebrachten Irakers an die NGO Asyl in Not gegangen, der der Menschenrechtsorganisation von den Zuständen vor Ort berichtete. Er selbst nehme wie viele andere Psychopharmaka“, merkte Onay an.

Die Isolation wirke sich zusätzlich auf die geistige und körperliche Gesundheit aus, bestätigte der in Fieberbrunn ansässige Hausarzt. Bluthochdruck, Schlafmangel, Depression – all diese Symptome ließen sich bei den betreffenden Personen beobachten.

NEOS-Sprecherin Stephanie Krisper pocht im Sinne des Kindeswohls auf eine adäquate Unterbringung und sofortige Verlegung der Betroffenen: „Vor allem die dort lebenden Kinder und psychisch beeinträchtigten Personen sollten in einem entsprechendem Umfeld mit umfassender medizinischer Versorgung leben können.“

„Schließung in der Vergangenheit hat seine Gründe“

Krisper schlägt vor, dass für die temporäre Unterbringung und Betreuung aktuell leer stehende Asylunterkünfte verwendet werden sollen: „Aufgrund des langjährigen Kündigungsverzichts, den der Bund mit vielen Quartiers-Inhabern abgeschlossen hat, gäbe es genug Räumlichkeiten, die geeigneter und nicht so isoliert wären.“

Dass diese Einrichtung in der Vergangenheit vom Land Tirol bereits geschlossen wurde, habe definitiv seine Gründe, sagte Klubobmann Oberhofer weiter: „Landeshauptmann Platter hat sich – im Gegensatz zu Kickl und der FPÖ – absolut anständig verhalten. Jetzt ist es wieder an ihm, sich beim neuen Innenminister für die Schließung stark zu machen. Ich appelliere an die Vernunft aller im Landtag vertretenen Parteien, ein geschlossenes Signal aus Tirol nach Wien zu senden.“ (TT.com)

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