Politik bei Digitalisierung für „europäischen Weg“
Für einen „europäischen Weg“ im Umgang mit Digitalisierung und Daten - abseits problematischer Zugänge in den USA oder China - plädierten am Dienstag Wissenschafter und Politiker in Wien. Themen wie der digitale Fußabdruck sollten an Schulen behandelt werden, sagte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) anlässlich des Dialogformats „Wissenschaft und Politik im Gespräch“.
Digitale Kompetenzen müsse man mittlerweile als wichtige Kulturtechnik ansehen. Bei weitem nicht nur, aber vor allem auch junge Menschen würden durch Online-Aktivitäten munter Daten produzieren und dann „an Großkonzerne schicken“. Diese Themen sollten daher auch im Unterricht möglichst „schnell und strukturiert“ behandelt werden, so Sobotka am Rande der zweiten Ausgabe einer vom Parlament und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) initiierten Dialogreihe, die diesmal den Fokus auf „Digitalisierung“ legte.
Unter dem Stichwort „Datafizierung“ verstehe man das Phänomen, dass heutzutage auch Daten in Bereichen aufgezeichnet werden, in denen das früher unvorstellbar war - wenn etwa das Smartphone den Spaziergang um den Häuserblock mitprotokolliert oder Fitnesstracker laufend Gesundheitsdaten aufzeichnen. Das führe zu einem „Rückgang der Privatsphäre“, der wiederum „diffuse Ängste“ auslösen kann, so Barbara Prainsack, Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Wien.
Dass Menschen hier mitspielen, zeige nicht etwa wie sehr diese Praxis willkommen geheißen werde, sondern liege vielfach daran, dass Leute davor resignieren. So trete man im Namen der Teilhabe etwa WhatsApp-Gruppen bei, in der es um die Schulklasse des Kindes geht, um nichts zu versäumen. Wohl wissend, dass dann persönliche Daten bei Unternehmen landen können. „Die Digitalisierung ist keine generelle Gefahr“, Gesellschaft und Politik müssten aber darauf achten, dass Daten auch gemeinnützig verwendet werden, so Prainsack. Ein „Wild-West-Zugang“ wie etwa in den USA, wo es wenig Regulation gibt, oder der Weg Chinas mit seiner starken Instrumentierung neuer Technologien durch den Staat und die Privatwirtschaft, sei für Europa nicht wünschenswert, war man sich einig.
Gerade bei neu auftretenden Phänomenen, für die es Regulatorien zu entwickeln gelte, brauche es den regen Austausch zwischen Wissenschaft und Politik. Dass das nun auch in Österreich auf persönlicher Ebene passiert, wertete ÖAW-Präsident Anton Zeilinger als Fortschritt. Er hoffe daher, dass das Format auch unter etwaigen neuen Mehrheiten nach der Nationalratswahl im Herbst fortgesetzt wird. „Regulation setzt Verständnis voraus“, betonte auch Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts für Digital Engineering in Potsdam (Deutschland). Vor allem, wenn die Technologieentwicklung so rasch voranschreite wie etwa im Bereich von Künstlicher Intelligenz (KI) und Co könne die Wissenschaft, die hier nahe am Puls der Zeit sei, der Politik wichtige Informationen mitgeben, so der Experte, der am Abend an der ÖAW einen Vortrag zum Thema „Digitale Transformation - Zukunft gestalten“ hält.
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