Italiens Denkmalschützer wollen UNESCO-Schutz für Venedig
Die italienische Denkmal- und Umweltschutzvereinigung „Italia Nostra“ startet eine Kampagne, um die UNESCO aufzufordern, Venedig in die Liste der gefährdeten Stätten aufzunehmen. Die italienische Regierung sei nicht in der Lage, die Lagunenstadt vor den Auswirkungen durch Massentourismus und Umweltverschmutzung zu schützen.
Die Hoffnung sei, dass die UNESCO Venedig auf die „rote Liste“ der gefährdeten Stätte aufnehme, damit Gemeinde und Regierung zu Maßnahmen gegen den Massentourismus gezwungen seien, berichtete Mariarita Signorini, Präsidentin von Italia Nostra, am Montag in Rom. Im Brief an die UNO bestreitet Italia Nostra, dass in den vergangenen Jahren Schritte zur Entlastung der Lagunenstadt unternommen worden seien.
Die Organisation forderte vor der von 30. Juni bis 10. Juli in Baku anstehenden Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees, bei der auch eine Entscheidung zum „Historischen Zentrum“ von Wien im Zusammenhang mit dem heftig kritisierten Bauvorhaben am Heumarkt zu erwarten ist, einen kompletten Bann von Kreuzfahrtschiffen aus der Lagune. Es gehe nicht darum, Kreuzfahrtschiffe nur vom Giudecca-Kanal unweit vom Markusplatz zu verbannen. „Kreuzfahrtschiffe dürfen nicht mehr in die Lagune, denn es handelt sich um ein sensibles und gefährdetes Ökosystem“, so Signorini.
Nachdem ein Kreuzfahrtschiff Anfang Juni in Venedig beim Anlegen plötzlich außer Kontrolle geraten und in ein Boot voller Touristen gekracht ist, wachse die Sorge vor weiteren Unfällen mit großen Schiffen in der Lagune, sagte Signorini. Trotz des Protests der Anrainer habe die Gemeinde in Venedig keine Absicht, auf einen „aggressiven Tourismus“ zu verzichten, der immer mehr Stadtbewohner vertreibe.
Die Organisation stellte die Ergebnisse einer im Juni veröffentlichten Studie vor, aus denen hervorgeht, dass Venedig die italienische Hafenstadt mit der schlechtesten Luftqualität sei. Europaweit liege Venedig auf Platz drei. „Venedig ist zu einer Gaskammer geworden. Der Hafen ist praktisch direkt in der Stadt“, kritisierte Lidia Fersuoch, Präsidentin von Italia Nostra in Venedig. Auch der Treibstoff für die Vaporetti, die Wasserbusse in Venedig, sei stark umweltbelastend.
Zehntausende Touristen besuchen täglich Venedig. Das Leben der Stadteinwohner, deren Zahl sich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs von 150.000 auf 56.000 reduziert hat, sei unerträglich geworden, kritisierte der Verband. „Italia Nostra“ drängt auf die Einführung einer Höchstzahl für Touristen, die die Lagunenstadt täglich besuchen dürfen.