Großteil der im Mittelmeer ertrunkenen Migranten verschollen
Ein Großteil der Migranten, die seit 2018 bei der Flucht über das Mittelmeer nach Spanien gestorben sind, ist nach wie vor verschollen. Von weniger als einem Viertel seien die sterblichen Überreste gefunden worden, heißt es in einem Bericht der spanischen Menschenrechtsorganisation Caminando Fronteras vom Dienstag. Die Leichen von 204 Migranten konnten demnach identifiziert werden.
Insgesamt gelten 1020 Menschen, die zwischen 1. Jänner 2018 und 30. April 2019 versuchten, das Mittelmeer von Nordafrika nach Spanien zu überqueren, als verschollen. Es gebe „sicher“ mehr als 204 Opfer, sagte die Vorsitzende der Organisation, Helena Maleno. „Aber in diesen Fällen sind wir uns sicher.“
Aufgabe der Organisation sei es, bei den Familien Erkundungen einzuholen, den Opfern „einen Namen zu geben“ und zu ermitteln, wie es zu den Bootsunglücken kommen konnte. „Den Familien wird das Recht verweigert, zu trauern“, fügte sie hinzu.
Die Zahlen der Gruppe ähneln denen der Internationalen Organisation für Migration (IOM), wonach seit Anfang 2018 insgesamt 952 Migranten als tot oder vermisst gelten. Maleno warf der spanischen Regierung Untätigkeit in der Seenotrettung von Migranten vor. Spanien tue „praktisch das Gleiche“ wie Italiens Innenminister Matteo Salvini, nur verschleiere es seinen Rückzug aus der Seenotrettung besser.
Da Italien und andere Staaten eine zunehmend striktere Migrationspolitik verfolgen, ist Spanien im vergangenen Jahr zum bevorzugten Ziel für Migranten geworden, die über das Mittelmeer nach Europa gelangen wollen. In oftmals überfüllten Booten versuchen viele von Marokko aus die 15 Kilometer breite Straße von Gibraltar zu überqueren. Seit Jahresbeginn ist die Zahl der Migranten allerdings drastisch gesunken.