Chancen für Donaulimes bei UNESCO-Welterbe-Tagung
Bei der Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees von 30. Juni bis 10. Juli in Baku werden weitere Kultur- und Naturstätten Eingang in die begehrte Welterbeliste finden. Aus österreichischer Sicht stehen die Chancen für eine Aufnahme des Donaulimes gut. Die ebenfalls neu nominierte Großglockner Hochalpenstraße wird sich noch gedulden müssen. Wien bleibt der Roten Liste voraussichtlich erhalten.
Das „Historische Zentrum von Wien“ wird aller Voraussicht nach auch nach der Zusammenkunft des Komitees in Aserbaidschans Hauptstadt weiter in der momentan 54 Stätten umfassenden Liste des gefährdeten Welterbes geführt werden. Bereits Anfang des Monats hatte UNESCO Österreich in einem Entscheidungsentwurf die bisherige Einschätzung beibehalten, dass die geplanten, auch politisch heftig umstrittenen Baumaßnahmen am Heumarkt den Wert der Stätte gefährden. Der Entwurf dient dem Welterbekomitee als Vorlage.
Während der Status des historischen Zentrums der Bundeshauptstadt in der Schwebe bleibt, könnte das deutlich länger zurückliegende Erbe der Römer u.a. auch Stätten in und um Wien einen neuen Eintrag in der Liste des Weltkulturerbes bescheren: Um die Aufnahme der einst durchgehenden Kette militärischer Festungsanlagen entlang des gesamten südlichen Ufers der Donau - dem Donaulimes - bemühen sich nämlich Bayern, Österreich, die Slowakei und Ungarn.
Nachdem sich unter dem Übertitel „Grenzen des Römischen Reiches“ bereits etwa der Hadrianswall in Großbritannien oder der Obergermanisch-Rätische Limes in Deutschland unter den Welterbestätten befinden, sollen nun auch die an der Donau liegenden archäologischen Überreste der Grenzbefestigung des Römischen Imperiums diesen Status erhalten. Die Chancen auf Erfolg dieses Vorhabens seien groß, hieß es aus der Österreichischen UNESCO-Kommission gegenüber der APA.
Hierzulande umfasst die Initiative etwa Teile Carnuntums, wie das imposante Heidentor, dazu kämen beispielsweise Überreste römischer Anlagen in Mautern, Tulln und Zeiselmauer (alle NÖ) oder in Lorch bei Enns (OÖ). Auch archäologische Ausgrabungen des römischen Vindobona - also dem Vorgänger der Bundeshauptstadt - gehören dazu. Im Vorstoß inkludiert sind „Bodendenkmäler, die nicht sichtbar sind“, genauso wie „die prominente Überreste wie die Wehranlagen oder Türme“, wie Florian Meixner, Welterbereferent in der Österreichischen UNESCO-Kommission, erklärte.
Der länderübergreifende Nominierungsprozess sei bereits „mit intensiven wissenschaftlichen Vorarbeiten“ einher gegangen. Für die einzelnen Denkmäler biete das viele Chancen in einem größeren Kontext gesehen zu werden, so der Experte. Nicht zuletzt unterwerfe man sich durch den Status den höchsten Standards, etwa was den Schutz der einstigen Bauten oder die Vorgaben bei der Errichtung von Rekonstruktionen betrifft.
In Baku voraussichtlich noch nicht zum Zug kommen wird der Vorstoß zur Aufnahme der Großglockner Hochalpenstraße. Die vorläufige Entscheidung sehe „einen Aufschub vor, um entsprechende Nachschärfungen der Nominierung zu ermöglichen, u.a. eine umfassende Vergleichsstudie mit internationalem Fokus“, heißt es seitens Österreichischen UNESCO-Kommission.
Voraussetzung zur Anerkennung als Weltkulturerbe sind einerseits „ein nachgewiesener außergewöhnlicher universeller Wert der Stätte (OUV), der die Bedeutung einer Stätte für die gesamte Menschheit ausweist“, sowie andererseits „ein Managementplan, der die Erhaltung des Erbes für aktuelle und zukünftige Generationen sicherstellt“. Aktuell finden sich 1.092 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern auf der UNESCO-Liste.
Bei der Sitzung in Aserbaidschan wird über die Aufnahme von insgesamt 38 neu nominierten Stätten entschieden. Diese reichen vom deutschen Hauptkandidaten, dem Augsburger Wassermanagement-System, über die irakische Stadt Babylon, die historische Königsstadt Bagan in Myanmar, die Kulturlandschaft Budj Bim in Australien bis zu historischen Stätten der Eisenverhüttung in Burkina Faso vorgeschlagen worden.
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