Wiener Gemeinderat: Vassilakou sagte zum Abschied „Danke“
Eine Ära geht zu Ende: Am Mittwoch hat die grüne Verkehrs- und Planungsstadträtin Maria Vassilakou ihre Abschiedsrede im Wiener Gemeinderat gehalten. Ihre letzten Worte vom Rednerpult des Gemeinderatssitzungssaals richtete sie an die Abgeordneten: „Ich gehe nun mit einem letzten Wunsch: Passen Sie gut auf sich auf und passen Sie auf Wien auf.“
Vassilakou ist für die Grünen seit 1996 im Gemeinderat vertreten gewesen. Seit 2010 - dem Beginn von Rot-Grün in Wien - bekleidete sie das Amt der Vizebürgermeisterin sowie der Stadträtin für Verkehr, Stadtentwicklung, Klimaschutz und Bürgerbeteiligung. In ihrer rund 30-minütigen, berührenden Rede erinnerte sie sich an ihren ersten Auftritt im Gemeinderat: „Ende November 1996 wurde in diesem Saal eine junge Frau zur Gemeinderätin angelobt, spazierte nervös auf und ab und übte ihre Antrittsrede noch einmal und noch einmal. Mir war damals es ganz unbedingt wichtig, dass mir kein Fehler passiert und dass ich diese Rede auswendig halte.“
In ihrer Rede resümierte sie vor allem über ihre Zeit in der Stadtpolitik. Sie erinnerte an einige ihrer großen und kleinen Meilensteine wie die 365-Euro-Jahreskarte, den Umbau der Mariahilfer Straße und der Herrengasse zu Begegnungszonen oder die Bürger-Solarkraftwerke. Ihr Motto sei immer gewesen: „Eine Stadt, die darauf schaut, dass junge Familien mit ihren Kindern gerne in der Stadt bleiben, hier leben, weil sie es gerne tun und nicht weil sie es müssen.“
Was sie in ihren neun Jahren als Mitglied der Stadtregierung gelernt habe? „Ja, es fliegen die Hackeln. Manchmal bleiben auch Narben zurück, wenn eines steckt. Aber das muss man aushalten. So ist es und das gehört dazu. Am Ende zählt nur dieses eine: Es ist egal, welche Visitenkarte du hast, es ist egal, was auf deinem Türschild steht. Das einzige, was zählt, ist eine Vision: Welche Art von Stadt will ich haben und der ungebrochene Wille dahin zu arbeiten, dass diese Vision Wirklichkeit wird.“
Vassilakou erinnerte sich auch an eine Situation, die ihr Bild der Stadt geprägt habe, wie kaum etwas anderes: Sie lebte damals erst seit Kurzem hier, in einer Wohnung mit Ölofen. Zum Telefonieren ging sie ins Wirtshaus ums Eck. „In diesem Wirtshaus landete ich eines Abends, nachdem ich den Ölofen stundenlang nicht anbringen konnte und furchtbar fror. Als ich mit meinen Eltern redete, verlor ich die Beherrschung und habe begonnen zu weinen.“ Und genau in diesem Moment habe sich dieses Wirtshaus in eine riesige Familie verwandelt: „Man kann sich das nicht vorstellen.“
Menschen hätten ihr eine Suppe und ein Achterl Rot gereicht und die Wirtin habe sie umarmt: „Schatzl, was auch immer es ist, setzt dich her. Alles wird gut.“ Vassilakou schwärmte: „Dieses Wien ist Wien. Dieses Wien ist unser Wien. Das ist Wien. Die Häuser sind nicht Wien. Die Paläste am Ring sind nicht Wien. Wien sind wir, wir alle.“
Zum Abschied sagte die scheidende Stadträtin auch noch vielen Wegbegleitern „Danke“ - angefangen von ihrem Ehemann über ihre Eltern bis hin zu ihrem Team und letztlich auch allen Fraktionen. Beim Koalitionspartner würdigte sie die „Art und Weise der Zusammenarbeit“, bei der Opposition, dass „Sie einfallsreich geblieben sind, dass uns nie fad geworden ist“. Ein gesonderter Dank ging an Ex-Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), der ihr Fettnäpfchen regelmäßig aus dem Weg geräumt habe: „Das ist auch ein Beweis von Freundschaft.“
Ihren grünen Kollegen dankte sie für die Offenheit für Neues und den Mut und bat schließlich, dass ihre Nachfolgerin Birgit Hebein dieselbe Loyalität erfahren solle, wie sie sie erfahren habe. Und Hebein selbst wünschte sie: „Birgit, dir sage ich an dieser Stelle: Glück auf, mach‘s gut, bitte mach‘s besser.“
Mit der Abschiedsrede Vassilakous wurde auch das durchaus lange Prozedere zur Wahl ihrer Nachfolgerin Hebeins zum Regierungsmitglied in Gang gesetzt. Der weitere Ablauf an diesem Nachmittag: Nach Vassilakous Worten folgte eine Rednerrunde, bei der sich Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und andere Parteienvertreter zu Wort meldeten.
Auch Hebein will sich den Abgeordneten noch präsentieren. Im Anschluss gibt es eine weitere Debatte. Dann wird Hebeins Wahl zur neuen Stadträtin durchgeführt, der wiederum eine Sitzung des Stadtsenats - in dem die amtsführenden und die nicht-amtsführenden Stadträte vertreten sind - folgt. In Folge steht der nächste Urnengang auf dem Programm. Dabei wird Hebein zur Vizebürgermeisterin gekürt.
Zwischenzeitlich wird auch der Hebeins Nachfolger Niki Kunrath in der grünen Fraktion angelobt. Schließlich wird Hebein noch formal mit der Führung der Bereiche Verkehr, Stadtentwicklung, Klimaschutz und Bürgerbeteiligung betraut. Auch dies geschieht mittels Wahl.