Johnson sieht geringe Chancen für „No-Deal“-Brexit

Der Favorit für den Posten des britischen Premierministers, Boris Johnson, hält die Chancen für einen Ausstieg Großbritanniens aus der EU ohne Vereinbarung für äußerst gering. Zudem sprach sich Johnson auf einer Wahlveranstaltung am Mittwochabend für ein Einwanderungssystem nach australischem Vorbild aus.

Es sei zwar wichtig, dass man auf einen „No-Deal“-Brexit vorbereitet sei, „aber ich glaube nicht, dass es am Ende so kommt. Ich glaube, die Chancen stehen Eins zu eine Million dagegen“, sagte Johnson am Mittwoch in London. Am Dienstag hatte Johnson bekräftigt, den Brexit notfalls auch ohne Vereinbarung mit der EU durchzusetzen. Er wolle dies zwar nicht, aber man müsse sich ernsthaft darauf vorbereiten, hatte er der BBC gesagt.

Weiters sprach sich Johnson am Mittwochabend für die Einführung eines auf Punkten basierenden Einwanderungssystems nach australischem Vorbild aus. Wer im Vereinigten Königreich arbeiten wolle, solle in Zukunft zum Beispiel schon vor seiner Ankunft einen Job im Land nachweisen und auch Englisch sprechen können, so Johnson.

„Wir müssen härter jenen gegenüber sein, die unsere Gastfreundschaft missbrauchen“, so der Ex-Außenminister. „Andere Länder wie Australien haben großartige Systeme und wir sollten von ihnen lernen“, betonte Johnson. Die Zahl der Migranten ohne Ausbildung müsse kontrolliert werden. Die Rechte der etwa drei Millionen EU-Bürger, die bereits in Großbritannien leben, will Johnson wahren - auch im Falle eines ungeregelten EU-Austritts.

Johnson gilt als Favorit für den Parteichef-Posten der regierenden Konservativen und damit auch für das Amt des Premierministers. Die 160.000 Tory-Mitglieder müssen sich bis Ende Juli per Briefwahl zwischen Johnson und Außenminister Jeremy Hunt entscheiden. Die britische Wirtschaft hat ebenso wie Unternehmen und Experten vor einem Brexit ohne Vereinbarungen gewarnt.