Ferrari-Youngster Leclerc sicherte sich Spielberg-Pole
Ferrari-Zukunftsaktie Charles Leclerc hat sich nach zwei Trainingsbestzeiten auch im Qualifying für den Grand Prix von Österreich als schnellster Mann erwiesen. Der Monegasse verwies am Samstag den amtierenden Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton im Mercedes um 0,259 Sekunden auf Platz zwei. Hinter dem Briten landeten Max Verstappen im Red Bull sowie Valtteri Bottas im zweiten „Silberpfeil“.
„Come on, Baby!“, freute sich Leclerc noch in seinem Wagen. Für den 21-Jährigen war es die zweite Pole nach jener in Bahrain in diesem Jahr. Sein Ferrari-Kollege Sebastian Vettel erlebte hingegen ein Fiasko. Wegen eines Problems mit der Luftdruck-Verbindung zum Motor, wie es von der Scuderia offiziell hieß, konnte der Deutsche im letzten Quali-Abschnitt nicht mehr auf die Strecke.
„Es fühlt sich gut an, aber auf der anderen Seite tut es mir leid für das Team wegen dem, was Seb passiert ist“, sagte Leclerc. Sein Teamkollege erklärte, es habe gegen Ende von Q2 auf einmal ein „Problem mit der Pneumatik“ gegeben. „Die Jungs haben dann alles probiert. Aber leider ist am Schluss noch eine Verbindung kaputt gegangen.“
Vettel müsste am Sonntag (15.10 Uhr/live ORF 1, RTL und Sky) vorbehaltlich von weiteren Strafen voraussichtlich nur vom neunten Startplatz aus ins Rennen gehen. Unter anderem lief gegen WM-Titelverteidiger Hamilton eine Untersuchung bei der Rennleitung, da er Kimi Räikkönen behindert hatte. Vom Finnen im Alfa Romeo gab es dafür zu Beginn der Qualifikation sogar den Mittelfinger. „Wenn jemand im Qualifying einen anderen Fahrer behindert, dann ist das immer eine Strafe“, stand für Räikkönen fest. Am Sonntag startet der Routinier zum 300. Mal in der Formel 1.
Leclerc, der noch kein Formel-1-Rennen gewonnen hat, sorgte mit seiner Q3-Zeit von 1:03,003 Minuten für die schnellste bisher gedrehte Runde auf dem Red Bull Ring. Den offiziellen, im Rennen aufgestellten Rundenrekord hält Räikkönen. Der 39-Jährige umrundete den Red Bull Ring im Vorjahr noch im Ferrari-Cockpit in 1:06,957 Minuten. Im Alfa Romeo kam Räikkönen am Samstag auf den siebenten Platz - sein bestes Quali-Resultat heuer.
Ferrari rechnet sich beim Österreich-Grand-Prix größere Chancen auf den Sieg aus als in der Vorwoche in Le Castellet. Auf der kurzen Strecke im Murtal kommt es mehr auf den Geraden-Speed an, diesbezüglich hat die Scuderia in der Saison 2019 einen Vorteil gegenüber Mercedes. „Das ist nicht so gut gelaufen, aber das muss man nehmen“, erklärte Mercedes-Teamboss Toto Wolff. „Wir wussten, dass es ganz schwierig wird, weil uns einfach die Power fehlt.“
Die Ferrari nahmen die Topzeiten mit den weicheren Reifen in Angriff, während die Konkurrenz auf Medium setzte. „Nachdem, was wir im zweiten Freien Training probiert haben, sind wir sehr zufrieden mit der Wahl, daher werden wir das morgen auch probieren“, erklärte Leclerc, der Lob von Hamilton bekam. „Gratulation an Charles. Er war das ganze Wochenende schnell.“ Erstmals in dieser Saison stehen Autos von drei verschiedenen Teams auf den ersten drei Positionen. „Das ist ziemlich cool“, meinte der englische Fünffach-Champion.
Verstappen, der wegen der Armada von niederländischen Fans am meisten Applaus bekam, freute sich über seine Platzierung. „Ich bin natürlich echt glücklich im Moment. Für uns ist das ein wunderbares Ergebnis auf dieser Strecke, die nicht einfach für uns ist“, sagte der 21-Jährige. Red-Bull-Konsulent Helmut Marko zeigte sich sehr zufrieden. „Die Ferrari waren außer Reichweite, aber die waren mit dem Soft unterwegs.“ Aufgrund der erwarteten höheren Temperaturen am Sonntag sei der Medium-Reifen zu Beginn jedoch die bessere Option, glaubte der Steirer.
Eine gefährliche Situation hatte Toro-Rosso-Pilot Daniil Kwjat im Q1 zu überstehen. Auf einer schnellen Runde fuhr der Russe beinahe auf den sich sehr langsam in die Boxeneinfahrt bewegenden Williams von George Russell auf. Im letzten Moment verhinderte Kwjat einen schlimmen Unfall. Am Ende war er dennoch der Leidtragende, da er mit seiner Rundenzeit ausschied.
Aufgrund von Strafen für einige Fahrer wegen des Tauschs von Motorenteilen oder Getriebe wurde die Startaufstellung später noch gehörig durcheinandergewirbelt. Die endgültige Startaufstellung steht wie immer erst am Sonntag kurz vor dem Rennen fest.