Glocken läuten gegen den weltweiten Hunger

Bereits zum dritten Jahr in Folge will die katholische Kirche mit einem Glockenläuten in ganz Österreich - und diesmal auch Südtirol - ein Zeichen gegen weltweiten Hunger setzen. So werden am 26. Juli um 15.00 Uhr die Kirchenglocken in über 3.000 Pfarrgemeinden fünf Minuten lang läuten. Die Caritas appelliert zudem an die Regierung, kurz- und langfristige Hilfsmittel aufzustocken.

Zwar gab es beim Ziel, Hunger weltweit bis 2030 zu beseitigen (Ziel 2 der Nachhaltigen Entwicklungsziele bzw. Sustainable Development Goals/SDGs), immer wieder Fortschritte. Doch in den vergangenen Jahren ist die Zahl jener, die an Hunger leiden, aufgrund von lang anhaltenden Konflikten und dem Klimawandel erneut gestiegen. Weltweit leiden 821 Millionen Menschen an Hunger; etwa jeder zehnte Mensch - knapp elf Prozent der Weltbevölkerung - hat nicht genug zu essen.

Die Zahlen seien ein Symptom für „Politikversagen“ - nicht nur in den betroffenen Ländern selbst, „sondern auch in den Ländern des Nordens“, so der Präsident von Caritas Österreich, Michael Landau. Denn die globalen wirtschaftlichen Spielregeln spiegelten derzeit in erster Linie die Interessen der Länder des Nordens wider. „Hunger ist kein Schicksal, Hunger ist ein Skandal“, betonte Landau, der sich kürzlich selbst in Begleitung österreichischer Journalisten von der Lage in der Demokratischen Republik Kongo ein Bild machen konnte. In dem zweitgrößten afrikanischen Land spiele sich eine „weitgehend vergessene Tragödie“ ab, erklärte Landau mit Blick auf Millionen chronisch unterernährter Kongolesen.

„Hunger ist die elendste Form von Armut“, erklärte auch Christoph Schweifer, Chef der Auslandshilfe der Caritas. Hunger zerstöre alle Möglichkeiten, zerstöre die Gegenwart sowie die Zukunft der Betroffenen, so Schweifer, der Landau auf der Kongo-Reise begleitete.

„Wir dürfen uns nicht mit dem Sterben der Kinder abfinden“, appellierte Landau. Das Glockenläuten soll zur Sterbestunde Jesu darauf aufmerksam machen, dass täglich Menschen an Hunger sterben. Gleichzeitig soll es zum Engagement gegen Hunger aufrufen. Schon eine Spende von 20 Euro sichert die notwendige Zusatznahrung für ein Kind für drei Monate, schilderte der Caritas-Präsident.

Aber auch die heimische Politik sieht Landau in der Pflicht, denn ohne eine Erhöhung der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit (EZA) sei die Bekämpfung von Hunger nicht möglich. Österreichs EZA-Budget sank im vergangenen Jahr erneut und lag mit 0,26 Prozent so tief wie seit 2004 nicht mehr. „Wie passt das mit der versprochenen Erhöhung der Hilfe vor Ort zusammen?“, fragte Landau in Richtung Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der diese oftmals angekündigt hatte. Das UNO-Ziel, 0,7-Prozent des Bruttonationalprodukts (BNE) für EZA auszugeben, dürfe jedenfalls nicht aus den Augen verloren werden, „wie auch immer die nächste Regierung aussehen mag“, appellierte Landau.

„Die Zukunft Afrikas wird die Zukunft Europas maßgeblich mitbestimmen“, betonte er. Das Afrika-Forum im Dezember des Vorjahres in Wien sei „eine gute Initiative“ gewesen, „ich halte es aber für wichtig, das, was begonnen wurde, fortzuführen“.