Tigas erteilt Fernkälte-Plänen eine Absage
Wien will Fernkälte auch Privaten anbieten. Bei der Tigas ist Fernkälte dagegen kein Thema mehr.
Wien –Angesichts der Hitzewelle sind Klimaanlagen und Ventilatoren ein Verkaufsschlager. Abkühlung könnte künftig aber auch verstärkt das Konzept der Fernkälte einer breiteren Kundenschicht bieten. Bisher kommen vor allem Großabnehmer und öffentliche Einrichtungen wie die Universität Wien, das Allgemeine Krankenhaus in Wien oder Krankenanstalten in den Bundesländern in den Genuss der Fernkälte, erklärte gestern Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW) und stv. Generaldirektor der Wiener Stadtwerke. Nun wollen Fernkälteanbieter auch den Privatkundenmarkt erschließen, so Weinelt. Die Wien Energie will bis 2024 weitere 65 Mio. Euro in den Fernkälteausbau investieren.
Beim Tiroler Landesgasversorger Tigas wurde vor einigen Jahren ein Konzept zur möglichen Umsetzung eines Fernkältesystems erörtert. Für die Tiwag-Tochter sei Fernkälte aber kein Thema mehr, erklärte gestern Tiwag-Konzernchef Stefan Entstrasser auf TT-Anfrage. „Der Aufbau eines Kältenetzes wird nicht verfolgt“, so Entstrasser. Die Tiwag tätige bereits sehr hohe Investitionen, weshalb neue große Infrastrukturinvestitionen, wie etwa Fernkälte, nicht anstünden. Zudem sei die Situation in Wien auch eine andere.
Seit 2009 hat sich der Verkauf von Fernkälte in Österreich von rund 25 Gigawattstunden (GWh) auf zuletzt 160 GWh mehr als versechsfacht. Dabei können dieselben Energiequellen, die für die Erzeugung von Fernwärme benutzt werden, auch als Antriebsenergie für Kältemaschinen verwenden, erklärt Fachverbands-Obmann Weinelt. So genannte „Absorptionskältemaschinen“ nutzen Abwärme der Industrie, isolierte Rohre transportieren das gekühlte Wasser zum Kunden. „Prognosen zeigen, dass vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung in Österreich in 20 Jahren etwa gleich viel Kühl- wie Heizenergie benötigt werden wird“, sagt Weinelt. (mas)