Größter Waldbrand in der Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns

Der größte Waldbrand in Mecklenburg-Vorpommern seit vielen Jahrzehnten wütet auf einem Truppenübungsplatz südlich von Schwerin. Betroffen seien 430 Hektar (4,3 Quadratkilometer) in der Nähe von Lübtheen wenige Kilometer von der Elbe, sagte Umweltminister Till Backhaus. Das Gelände sei hochgradig mit Munition belastet, was die Löscharbeiten erheblich erschwere.

Nach den Worten des SPD-Politikers ist es der größte Waldbrand in der Geschichte des Bundeslandes. Auch zu DDR-Zeiten habe es so ein Feuer nicht gegeben. Rauchschwaden zogen bis nach Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Der Geruch war sogar im rund 200 Kilometer entfernten Berlin wahrnehmbar.

Montagfrüh waren knapp 400 Einsatzkräfte beteiligt. „Die Sicherheit von Leib und Leben hat jetzt oberste Priorität“, sagte Backhaus am Montag in Lübtheen. Die Feuerwehrleute dürfen sich aus Sicherheitsgründen dem Brandgebiet nur bis auf 1.000 Meter nähern. Mit Hilfe von Löschpanzern und Löschhubschraubern werde versucht, das vom Wind immer wieder angefachte Feuer einzudämmen. Die Flammen hätten sich vor allem am Boden ausgebreitet, vereinzelt aber auch Baumkronen erreicht. Backhaus und auch Innenminister Lorenz Caffier (CDU) warnten Schaulustige dringend davor, sich dem Brandgebiet zu näher. Es komme immer wieder zu Explosionen. „In diesem Gebiet hat niemand etwas zu suchen. Dort besteht höchste Lebensgefahr“, sagte Backhaus.

Nach Angaben von Landrat Stefan Sternberg (SPD) wurden in der Nacht und in der Früh drei Ortschaften, die unmittelbar an den Brandherd grenzen, vorsorglich geräumt. Betroffen seien insgesamt 650 Menschen, die zumeist bei Verwandten und Bekannten untergekommen seien oder in der Turnhalle von Lübtheen. Zudem sei ein Ferienlager mit 100 Kindern geräumt worden. Die Kinder seien bei ihren Familien in Sicherheit.

Vier Hubschrauber von Bundeswehr und Bundespolizei beteiligten sich nach Angaben des Landkreises an den Löscheinsätzen. Die Helikopter sollten die Umgebung bedrohter Ortschaften aus der Luft wässern. Zudem wurden zwei Bergepanzer der Bundeswehr erwartet, die Schneisen zum Schutz vor dem sich ausbreitenden Feuer ziehen sollten. Auch der Löschpanzer einer privaten Firma war weiterhin im Einsatz. Daneben waren etwa 400 Einsatzkräfte von Feuerwehren, Polizei, Katastrophenschutz, Bundeswehr und Rettungsdiensten.

Laut Backhaus liegen auf dem Gelände nicht nur Munition und Granaten von Manövern, sondern auch große Mengen an Sprengmitteln aus dem Krieg. Bei Lübtheen habe die Marine ihr wichtigstes Munitionslager unterhalten. Es sei 1945 gesprengt worden. Dabei sei die Munition aber nicht vollständig explodiert. Nach Tests gehe man davon aus, dass das betroffene Gebiet noch mit bis zu 45,5 Tonnen Munition verseucht sei. „Sie können sich vorstellen, dass uns das handicapt bei den Bekämpfungsmaßnahmen, wenn man dort nicht reinfahren kann, nicht löschen kann oder von oben das Wasser reinbringen kann.“

Großer Löscheinsatz auch in Hessen: Südlich von Frankfurt/Main kämpfen Feuerwehrleute trotz der Gefahr durch Explosionen gegen einen Waldbrand in der Nähe eines ehemaligen Munitionsdepots. Man rechne noch mit Löscharbeiten bis Mittwoch, sagte ein Feuerwehr-Sprecher. Auf dem Gelände werden immer noch Munitionsreste vermutet, die durch die Flammen entzündet werden könnten. In der Nacht auf Montag war es bereits zu Explosionen gekommen, verletzt wurde aber niemand.

In Sachsen-Anhalt bekämpften Hunderte Feuerwehrleute mehrere große Feuer in Feld und Wald. In der Summe brannten mehr als 100 Hektar nieder. Der Gesamtschaden liegt im Millionenbereich. „Bei den Temperaturen liegen die Nerven so schon blank, der Körper ist auf Schonung aus. Was die Einsatzkräfte hier unter diesen Bedingungen leisten, ist zu unserem Wohle, dafür setzen sie unermüdlich ihre Kräfte ein. Ich weiß das und ich schätze jeden Einzelnen dafür“, sagte der Landrat des Landkreises Stendal, Carsten Wulfänger.

Trotz größerer und kleinerer Feuer scheint sich hingegen die Lage in Brandenburg etwas zu entspannen. Nach dem Großbrand in der Lieberoser Heide konnte die sogenannte Großschadenslage am Montag aufgehoben werden, wie der Sprecher des Landkreises Dahme-Spreewald sagte. „Man kann nach den vergangenen Tagen schon von Entspannung sprechen“.