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„Fleisch- und Milchimitate schneiden nicht gut ab“

Auch im Labor gezüchtetes Fleisch kommt nicht ohne die Zugabe von tierischen Hormonen aus.
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Die Umwelt- und Nährstoffbilanz von veganen Produkten hält den Versprechungen nicht stand, kritisieren Ernährungs- und Agrarexperten.

Von Stefan Eckerieder

Wien –Fleisch-, Milch- und Käseersatzprodukte werden oft als besonders gesund oder umwelt- und tierwohlschon­end beworben. Den Ansprüchen würden die Lebensmittel jedoch nur selten standhalten, befanden Lebensmittelexperten bei einer Diskussion der Landwirtschaftskammer in Wien.

Analogkäse wurde noch vor einigen Jahren kritisch gesehen, „mit dem Stempel ,vergan‘ wird er nun viel teurer verkauft“, sagte Katrin Fischer, Ernährungsexpertin der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Noch kritischer sieht Fischer das Ersetzen von Kuhmilch durch Mandelmilch: „Natürlich trinkt auch eine Kuh Wasser. Mandeln werden aber unter massivem Wassereinsatz vorwiegend in Kalifornien angebaut, wo es große Wasserknappheit gibt.“ Die Nährstoffzusammensetzung der Mandelmilch gleiche zudem eher einer Süßigkeit. Sie beinhalte 23 Prozent Fett, der Großteil davon sind ungesättigte Fettsäuren. Der Eiweißgehalt liege maximal bei 0,5 Prozent. „Vitamine und Nährstoffe müssen künstlich erzeugt werden, dabei fallen als Abfall Schwermetalle an“, erklärt die Ernährungsexpertin. Der Mandelanteil liege im Schnitt bei zwei Prozent, Emulgatoren würden für den Geschmack sorgen. Sojamilch wiederum enthalte laut Fischer häufig sehr viel Nickel.

Ernährungsjournalist und Autor Nils Binnberger warnt vor der krankhaften Fixierung auf gesundes Essen durch die wachsende Aufmerksamkeit für verschiedenste Ernährungstrends. Mittlerweile gebe es alleine in Deutschland eine Million Menschen, die an der so genannten Orthorexie leiden. Dabei stehe „nicht das Tierwohl, sondern das Selbstwohl“ im Mittelpunkt. So würden vegane Produkte mit fitten und gesunden Menschen beworben. Eine wissenschaftliche Bestätigung der gesundheitsfördernden Eigenschaften dieser Lebensweise stehe jedoch laut Binnberg aus.

Laut Lebensmittelchemiker Udo Pollmer würden sich die Auswüchse „der heuchlerischen Diskussion“ an der Produktion von Hamburgern aus Stammzellen zeigen, die Wissenschaftern erstmals vor fünf Jahren gelang. „Damit die im Labor gezüchteten Zellen wachsen, bedarf es Hormone, die aus Föten von ungeborenen Kälbern entnommen werden“, sagt Pollmer. Dazu kämen noch gentechnisch erzeugte Aminosäuren, Zucker, Spurenelemente, Schaumverhüter und Puffersysteme.

„Jeder kann essen, was er will. Bäuerinnen und Bauern decken den Tisch auch bei geänderten Essgewohnheiten“, sagt LWK-Präsident Josef Moosbrugger. Er fordert aber EU-weit gültige Kennzeichnungspflicht für Inhaltsstoffe von Imitaten und die Herkunft. „Kunden dürfen nicht hinter das Licht geführt werden, indem ihnen beispielsweise industriell verarbeitete Fleisch-, Milch- und Käseimitate als Naturprodukte angepriesen werden.“

Laut der Landwirtschaftskammer verbrauchen die Österreicher 62,4 Kilogramm Fleisch pro Jahr, Tendenz fallend. Aktuell seien 2,5 Prozent Molkereiprodukte Imitate, Fleischimitate machen rund ein Prozent des Marktes aus. Die jährliche Wachstumsrate liege bei sechs bzw. fünf Prozent. Rund sechs Prozent der Österreicher bezeichneten sich in einer Umfrage als Vegetarier oder Veganer. Eine Verdopplung seit 2012.