Audi A4: Die Enttäuschung ist keine mehr
Die aktuelle A4-Generation von Audi macht mit der Modellpflege Design-Fehler des Vorgängers wett.
Von Markus Höscheler
Sankt Kassian –Ein gutes und wichtiges Auto war der A4 von Audi schon immer – das belegen die bisherigen Verkaufszahlen: Über Generationen und Karosserievarianten verteilt hat sich das Produkt 7,5 Millionen Mal weltweit verkauft – allein im Vorjahr griffen 345.000 Käufer auf eine Limousine, auf einen Avant oder einen Allroad der Mittelklasse zurück. Damit ist praktisch jeder fünfte verkaufte Audi ein A4, was die Bedeutung des Modells unterstreicht.
Umso unverständlicher war die Entscheidung vor vier Jahren, die neueste A4-Generation optisch kaum verändert auf den Markt zu bringen. Diese Mutlosigkeit schlug Wellen – und stieß auf Resonanz in der Ingolstädter Zentrale. Die Modellpflege, die sich ab September im Handel auswirken darf, bringt größere optische Veränderungen mit sich, damit der A4 auch als Neuwagen wahrgenommen wird.
Auffällig ist dabei der veränderte, modernisierte Sechs-Kanten-Singleframe-Kühlergrill, der in die Breite gezogen und flacher gehalten wird. Der Abstand zur Motorhaube verschafft der Frontansicht einen neuen Ausdruck, verbunden mit einer neuen Leuchtengrafik, die in Serie LED-Technik zum Besten gibt. Genau überlegte Sicken in der Seite und zwei horizontale Linien im Heck demonstrieren das Können des Design-Teams – Stufenheck, Kombi und der Allroad haben allesamt an Statur gewonnen.
Noch mehr investiert hat Audi im Innenraum. Der Dreh-Drück-Steller ist nun auch im A4 Vergangenheit, stattdessen wird vorwiegend über Touchfunktion das Infotainmentsystem (MMI) bedient. Wesentliche Elemente wie Klima und Lautstärke lassen sich aber weiterhin analog manipulieren. Die erste Fahrpraxis in den Provinzen Südtirol und Belluno vor wenigen Tagen erfreute mit einer ausgezeichneten Darstellungsgüte des 10,1 Zoll großen Mittelkonsolen-Displays und mit der schnell erlernbaren Bedienbarkeit des MMI-Systems.
Weniger sichtbar sind die technischen Adaptierungen bei den Motoren, wenngleich sie laut Hersteller zu merklichen Verbrauchsverbesserungen führen: Bei fast allen Aggregaten kommt eine so genannte Mildhybrid-Technik zum Einsatz, die mit Stromeinsatz den Verbrennungsmotor entlasten kann.
Am wirkungsvollsten ist diese Technik beim neuen Spitzenmodell S4, wo ein 347 PS starker V6-Diesel außerdem noch mit einem elektrischen Verdichter bestückt ist. Damit gibt es kein spürbares Turboloch mehr, entsprechend zügig geht es auf Wunsch mit dem fast schon supersportlichen Modell voran. In 4,8 (Limousine) bzw. 4,9 (Avant) Sekunden beschleunigt der S4 inklusive Quattro-Allradantrieb und Achtstufen-Wandlerautomatik von null auf 100 km/h.
Etwas zurückhaltender beim Sprint, aber dynamisch genug ist das restliche Motorenprogramm zur Markteinführung im Herbst: Es umfasst aufgeladene Vierzylinder-Benziner und -Diesel mit einem Leistungsspektrum, das von 150 bis 231 PS reicht, eine 136-PS-Dieselvariante (Verbrauch: 3,9 bis 4,3 l/100 km; CO2-Ausstoß: 102 bis 113 g/km) dürfte später noch folgen.
Für den 150-PS-Basis-Einstiegsbenziner verlangt Audi mindestens 38.000 (Limousine) beziehungsweise 40.410 Euro (Avant).