Vertikaler Garten gegen Hitze, CO2 und Feinstaub auf Innsbrucker Hotel
Ein Innsbrucker Hotel setzt seit Kurzem auf Fassadenbegrünung im Innenhof. Die Klimakrise lässt indes auch die Stadtpolitik nicht kalt.
Innsbruck –Auf Innsbruck lastete in den vergangenen Tagen eine Rekordhitze – doch im Hof des Innenstadthotels „Das Innsbruck“ war es kühler als gewohnt – und deutlich grüner. Grund dafür ist ein „vertikaler Garten“, der kürzlich fertiggestellt wurde.
Im Innenhof habe man nicht nur mit Überhitzung, sondern vor allem auch mit Tauben zu kämpfen gehabt, erklärt Geschäftsführer Stefan Ischia. „Wir wussten, dass wir ein Taubennetz brauchen – und beschlossen, zugleich etwas zu tun, um den tristen Innenhof grüner zu machen.“ Am Ende wurde nicht nur die Konstruktion für die Taubennetzbespannung begrünt, sondern auch Teile der gegenüberliegenden Fassade.
Insgesamt umfasst der neue senkrechte Garten rund 90 m2, er besteht aus ca. 2800 Pflanzen in Edelstahl-Kokons, die alle automatisch bewässert werden.
„Das Problem der Hitzeinseln in Städten ist schon länger bekannt“, sagt Johannes Leitner von der Firma Green Urban Life aus Hartberg (Steiermark), die auf „vertikales Grün“ spezialisiert ist und nun ihr erstes Projekt in Tirol umgesetzt hat. Fassadenbegrünung wirke „klimatechnisch sehr effektiv“, sie kühle auch das ganze Umfeld ab. Die Kühlung erfolge durch die Beschattung, durch die Transpiration der Pflanzen selbst wie auch durch die Bewässerung, die nach innen abstrahle. In Kombination mit dem Pflanzenwuchs sorge das für ein angenehmes Umgebungsklima. Hinzu komme die Absorption von CO2 („22 m2 vertikales Grün binden pro Jahr ca. eine Tonne CO2“) und Feinstaub. Positiv seien auch die Auswirkungen auf die Biodiversität – die begrünten Fassaden hätten sofort Bienen angezogen, wie Ischia bestätigt.
Die verwendeten Pflanzenarten sind laut Leitner u. a. vom Breitengrad abhängig – in Innsbruck müssen sie zum Beispiel voll frosthart sein. Im vertikalen Hotel-Garten wachsen u. a. Lavendel, Wacholder, Berberitzen, Cotoneaster oder auch Seggen (Sauergräser) und Farne.
Bei den Gästen komme die Begrünung „sehr gut“ an, bilanziert Ischia, „sie freuen sich über die optische Aufwertung, die Kühlung, das Mikroklima und die gute Luft samt Lavendelduft“. Ins Gesamtprojekt habe man ca. 50.000 Euro investiert. Inzwischen denke man auch über eine Begrünung der Außenfassade nach, in Kooperation mit der Stadt.
Auch in Innsbrucks Stadtpolitik ist die Klimakrise längst angekommen – nicht erst, seitdem man vor wenigen Tagen den „Klimanotstand“ ausgerufen hat. „Der Alpenraum ist von der Klimakrise besonders betroffen“, sagt Umweltstadträtin Uschi Schwarzl. Dabei biete die Situation viele Herausforderungen, aber auch Chancen. Es gelte hier die Folgen abzuschwächen und die Regionen zukunftsfit zu machen, so Schwarzl. Im September soll in der Stadt eine Strategie zur gesamtheitlichen Klimawandelanpassung erstellt werden. Auch was Fassadenbegrünungen betrifft, müsse man sich genau ansehen, was etwas bringe und was nicht.
Ganz anders sieht das Thema um den Klimawandel GR Gerald Depaoli („Gerechtes Innsbruck“). Er ortet durch die Ausrufung eines Klimanotstandes einen Schaden für den Tourismus- und Wirtschaftsstandort Innsbruck. Depaoli will deshalb im Gemeinderat einen Abänderungsantrag einbringen und rät der Stadtregierung, „die Menschen auf diese Reise“ mitzunehmen. Weil „Umwelt- und Klimaschutz“ von Freiwilligkeit leben würden. Einen kleinen Vorschlag zum Klimaschutz brachte Depaoli erneut vor: Er stört sich daran, dass die Ersatzbusse der Linie 3 seit April durch Amras-Dorf fahren würden, obwohl es seiner Ansicht nach bessere Streckenführungen mit weniger Belastungen geben würde. (md, mw)