Heterogene Nachbarschaften im Innsbrucker Kunstraum
Neidig auf die Lebendigkeit der jungen Wiener Kunstszene könnte man angesichts der an 18 Positionen festgemachten neuen Ausstellung im Innsbrucker Kunstraum werden.
Von Edith Schlocker
Innsbruck –Das Vakuum, das zwischen dem Abgang von Karin Pernegger und dem Einstand von Ivana Marjanovi´c als alte bzw. neue Leiterin des Innsbrucker Kunstraums entstanden ist, auf die Schnelle mit Ausstellungen zu füllen, war nicht leicht. Umso erfreulicher ist die gestern eröffnete, die noch der ehemalige Obmann des Vereins Kunstraum Innsbruck, Lothar Tirala, angeleiert hat. Und zeigt, wie vielfältig die aktuelle junge Wiener Szene ist.
Die von Severin Dünser und Luisa Ziaja kuratierte Schau ist ein Extrakt einer im heurigen Frühjahr im Belvedere 21 auf mehr als 1000 Quadratmetern zelebrierten. Da die 18 in Wien lebenden KünstlerInnen unter 35 allein schon aus Platzgründen in Innsbruck nur mit jeweils einer Arbeit präsentiert werden können, ergeben sich wunderbar heterogene Nachbarschaften. Egal, ob es sich um Techniken, um Reverenzen oder politisch aufgeladene Botschaften handelt. Dass es den ganz Jungen allerdings weniger um konzeptuell Kopfiges als um handwerklich solide Umkreisungen heute relevanter Inhalte geht, ist unübersehbar. Wobei sich die Bandbreite vom Video über die klassische Malerei und Bildhauerei bis zur Installation erstreckt.
Was die 18 Künstlerinnen und Künstler gemeinsam haben, ist ihre Jugend, ein abgeschlossenes Kunst-Studium und dass sie in Wien leben und arbeiten. Auch die zwei Tiroler Lukas Posch, Matthias Noggler und die Südtirolerin Marina Sula. Und deren Arbeit paradigmatisch für die Haltung einer ganzen Generation junger Kunstschaffender ist: im Streben nach einer Entgrenzung von Genres und Techniken, im Blick auf Multiperspektivisches, gern auf originelle Weise auch sehr privat Aufgeladenes genauso wie das spielerische Ausloten von Grenzen.
Vom Absolventen der Wie-ner Angewandten, dem 31- jährigen Lukas Posch, ist eine Sequenz aus seiner Werkserie „Nerven“ zu sehen. Eine mit Korallenstrukturen spielende Malerei, deren Malgrund nicht zufällig wie ein Flat-screen daherkommt. Aus einer beunruhigenden Perspektive reflektiert dagegen Matthias Noggler hyperrealistisch zeichnend soziale Dynamiken, während Marina Sula anhand einer an die galeristische Wand montierten Ballettstange Fragen nach Haltung bzw. Verhalten aufwirft. Den Ausstellungsbesucher dazu einladend, es selbst auszuprobieren.