Massengrab mit mindestens 200 Toten im syrischen Raqqa entdeckt
Unter den Toten seien auch mehrere Hinrichtungsopfer der Terrormiliz IS. Im Februar war in der Nähe der Stadt bereits ein Massengrab mit 3500 Toten entdeckt worden.
Raqqa – In der Nähe der früheren syrischen IS-Hauptstadt Raqqa (Raka) ist ein Massengrab mit mindestens 200 Toten entdeckt worden. Darunter seien auch mehrere Hinrichtungsopfer der Jihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS), teilten der örtliche Leiter der Exhumierungen, Yasser al-Khamis, und die „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ am Mittwoch mit.
So seien die Leichen von fünf Männern in orangefarbenen Overalls gefunden worden, die typischerweise von IS-Geiseln getragen wurden. „Sie wurden gefesselt und mit einer Kugel in den Kopf getötet“, sagte al-Khamis. Ihr Tod liege etwa zwei Jahre zurück. Sie seien mittleren Alters, doch konnten sie noch nicht identifiziert werden. Zudem seien die Leichen von drei Frauen entdeckt worden, die offenbar gesteinigt wurden. „Ihre Schädel weisen schwere Brüche auf mit Anzeichen für Steinigung“, sagte al-Khamis. Sein Team hatte das Grab Anfang Juni entdeckt und hat bisher 200 Tote exhumiert.
Insgesamt könnten in dem Massengrab im Süden von Raqqa bis zu 800 Tote liegen, sagte al-Khamis, der seit Wochen die Exhumierungen leitet. Im Februar war in der Nähe der Stadt bereits ein Massengrab mit 3.500 Toten entdeckt worden. Laut einem Bericht von Human Rights Watch von vergangenem Oktober werden noch 3.000 bis 5.000 Menschen vermisst, die im Irak und in Syrien von der IS-Miliz gefangen genommen worden waren.
Seit der Befreiung Raqqas im Oktober 2017 wurden im Umfeld der Stadt neun Massengräber mit tausenden Toten gefunden. In den Gräbern sind sowohl Opfer der Extremistengruppe als auch Menschen verscharrt, die bei den monatelangen Kämpfen um die Stadt getötet wurden. Seit Monaten arbeiten Freiwillige daran, die Toten auszugraben und zu identifizieren, bevor sie auf regulären Friedhöfen bestattet werden.
Aktivisten hoffen, dass die Exhumierungen Aufschluss über das Schicksal tausender vermisster Gefangener geben, darunter etliche Ausländer. Die US-Entwicklungshelferin Kayla Mueller etwa soll bei Raqqa getötet worden sein. Auch bei dem US-Journalisten James Foley wird vermutet, dass er nahe Raqqa ermordet wurde. Wie viele andere Geiseln der IS-Miliz trug er einen orangenfarbenen Overall auf dem Video von seiner Exekution. (APA/AFP)