Niederländerinnen fordern USA im Frauen-WM-Finale
Der Europameister fordert den Weltmeister im Finale der Frauen-Fußball-WM. Nach Titelverteidiger USA zogen am Mittwochabend die Niederländerinnen durch einen hart erkämpften 1:0-Erfolg n.V. über Schweden ins Endspiel ein. Jackie Groenen traf in der 99. Minute entscheidend. Am Sonntag (17.00 Uhr) in Lyon werden die als Außenseiter gehandelten „Oranjeleeuwinnen“ erstmals um die WM-Krone spielen.
Die Niederländerinnen haben in jüngster Zeit einen rasanten Aufstieg im Frauenfußball erlebt. Krönten sie sich bei der Heim-EM vor zwei Jahren zum europäischen Champion, legten sie nun auch beim erst zweiten Antritt auf der Weltbühne nach. Gegen die Amerikanerinnen haben die Niederländerinnen nichts zu verlieren. „Wir haben sie gesehen, sie sind extrem stark. Aber in einem Spiel kann alles passieren. Wir haben nicht gedacht, dass wir es ins Finale schaffen, aber jetzt können wir Weltmeister werden“, sagte Groenen.
Die 24-Jährige, die künftig in England für Manchester United spielen wird, zog in der Verlängerung aus 20 Metern entscheidend ab und konnte sich der Gratulantinnen nach Schlusspfiff kaum erwehren. Eine weitere Matchwinnerin war Torfrau Sari van Veenendaal, die bei Schwedens Chancen stark agierte. Rekordtorjägerin Vivianne Miedema (60 Teamtore) tat sich schwer, bei einem Kopfball an die Latte hatte die Arsenal-Stürmerin nach etwas mehr als einer Stunde Spielzeit aber Pech.
Trainerin Sarina Wiegman fand es einfach „unglaublich“, nun in Frankreich um den Titel spielen zu können. In Lyon gegenüberstehen wird ihr Jill Ellis. Es ist erst das zweite Mal nach 2003, dass in einem WM-Endspiel zwei Trainerinnen das Sagen haben. Wiegman, die selbst über 100 Länderspiele für die Niederlande bestritten hatte, hielt fest, dass mehr Frauen nicht nur im Fußball „den Mumm haben sollten, Entscheidungen zu treffen und das Risiko einzugehen, höhere Posten anzustreben“.
Die Niederlande waren vor vier Jahren bei ihrem WM-Debüt im Achtelfinale ausgeschieden. Laut Wiegman sei das Potenzial schon seit langem vorhanden gewesen. „Die Einrichtungen waren nicht da, aber seit dem Start der Ehrendivision 2007 konnten die Spielerinnen mehr trainieren und sich verbessern“, erklärte die Teamchefin. Nun würden ihre Schützlinge auch Transfers zu großen Clubs machen. In der Startelf gegen Schweden standen durchwegs Profis, die im Ausland ihr Geld verdienen.
Ein Star des Teams wird bis Sonntag versuchen, einigermaßen fit zu werden. Lieke Martens vom FC Barcelona musste in der Pause aufgrund ihrer Zehenverletzung ausgetauscht werden. Bei den Schwedinnen, die nun am Samstag in Nizza gegen England um den dritten Platz spielen, dürfte Kosovare Asllani fehlen. Die Angreiferin wurde im Finish den Halbfinales vom Ball unglücklich an der Schläfe getroffen und wurde zu Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht. Wie Schwedens Verband danach bekannt gab, erlitt Asllani aber keine gröbere Verletzung.