Gepatschspeicher: Sorge um Bewegung am Stausee
Der Verein „Lebenswertes Kaunertal“ kritisiert die Tiwag wegen mangelnder Information. Diese beruhigt: „Keine Gefahr.“
Von Matthias Reichle
Kaunertal – Es ist ein Szenario, das vielen Angst macht: Ein Hangteil oder eine große Mure gehen unkontrolliert auf den Gepatschspeicher mit einem Gesamtvolumen von 138 Mio. Kubikmetern ab. Mitglieder des Vereins „Lebenswertes Kaunertal“ rund um Obfrau Anita Hofmann blicken derzeit sorgenvoll Richtung Talschluss. Wie berichtet, ist der westliche Hang des Gepatschspeichers in Bewegung geraten. „Das Dramatische an dieser Situation ist, dass die Tiwag trotz erhöhten Überwachungsintervallen die Natur nicht berechnen kann und die Natur ganz einfach das macht, was sie will – und wir müssen mit unseren Familien mit dem Risiko leben“, erklären sie gestern gegenüber der TT.
Man sei nur aus der Tiroler Tageszeitung informiert worden, heißt es in der Reaktion auf den Artikel. „Die derzeitige Lage am Gepatschspeicher gibt uns wieder einmal Recht, mit welchem Risiko wir hier im Kaunertal leben.“ Und es bestätige sie in ihrer Ansicht, dass ein weiterer Kraftwerks-Ausbau nicht stattfinden dürfe, betonen sie. Es gebe beim bestehenden Speicher schon „große Probleme bezüglich der Sicherheit“.
Die westliche Begleitstraße am Stausee war zuletzt aufgrund der Hangbewegungen gesperrt – laut dem Kaunertaler Bürgermeister Pepi Raich ist sie inzwischen wieder offen. Es habe eine Untersuchung durch einen Geologen stattgefunden, der sieht keine „Gefahr im Verzug“, so Raich. Die Hänge seien sehr nass, vor knapp zwei Wochen habe es bei der Auffahrt nach Nasserein zwei Muren gegeben.
„Wir beobachten intensiv, es besteht absolut keine Gefahr – es ist null Risiko“, betont Tiwag-Vorstand Johann Herdina. Die Bewegung im Hang betrage weiterhin einen Millimeter pro Tag. „Bis er sich beruhigt hat, das wird länger dauern, nicht nur ein paar Wochen“, betont er. In wenigen Tagen sei so viel Schmelzwasser in den Boden eingedrungen, wie es in einem durchschnittlichen Jahr regnet.
Dass der Hang plötzlich in den Stausee abrutscht, dieses Risiko ist laut Herdina: „Null. Davor fangt es an zu schneien.“ Man könne nur offen über die Medien kommunizieren. Herdina bestätigt aber auch die Informationen des Vereins bezüglich der Bäche. Der Gsallbach, der Madatschbach, der Rostizbach und Radurschlbach, die sonst in den Stausee übergeleitet werden, wurden „abgekehrt“. „Wir wollen den Stausee gleichmäßig halten, um den Hang nicht zusätzlich zu beleidigen.“
Sollte es einen Kraftwerksausbau geben, bedeutete dies durch den Pumpspeicher im Stausee eine ständige Beunruhigung im Speicher. „Das ist ein Thema“, so Herdina. Bei der Genehmigung werde man sich das genau anschauen.