Kunst

25 Jahre Galerie der Stadt Schwaz: Ansage gegen die Behauptung

Die zwölf Positionen, die anlässlich des 25. Geburtstags der Galerie der Stadt Schwaz zu sehen sind, sollen zeigen, wofür der längst überregional bekannte Kunstort steht.
© galerie der stadt schwaz/NAGL

Die zwölf Positionen, die anlässlich des 25. Geburtstags der Galerie der Stadt Schwaz zu sehen sind, sollen zeigen, wofür der längst überregional bekannte Kunstort steht.

Von Edith Schlocker

Schwaz –Ihren 25. Geburtstag feierte die Galerie der Stadt Schwaz gestern Abend nicht nur mit einem großen Sommerfest, sondern auch mit der Eröffnung einer programmatischen Ausstellung. Die führt anhand von zwölf Positionen vor, wofür der von Vera Vogelsberger gegründete Kunstort steht. Der hat sich inzwischen zu einer international beachteten Plattform für Avantgarde bzw. junge Positionen gemausert, „die keine Behauptungen in die Welt setzen“, sondern Diskussionen anzetteln sollen, so Anette Freudenberger, die nach Vera Vogelsberger, Martin Janda, Karin Pernegger, Cosima Rainer und Eva Maria Stadler nun die Galerie der Stadt Schwaz leitet.

Und so führt die Jubiläumsausstellung auch ganz bewusst kein Best-of des in den vergangenen 25 Jahren in 120 Ausstellungen Gezeigten vor, wenn auch vier der Künstler hier bereits zu sehen waren. Etwa das Duo Richard Hoeck/John Miller, das mit dem 2015 entstandenen Video „Mannequin Death“ den eindeutig nachhaltigsten Eindruck des in der Schau Gezeigten hinterlässt. Stößt hier doch ein unzweifelhaft echter Arm lebensgroße Schaufensterpuppen, die als Prinzessin, noble Lady, aber auch als Anzugträger und Jogger verkleidet sind, brutal in einem Tiroler Steinbruch in die Tiefe. Der Aufprall ist hart, die Körper zerspringen in viele Teile, bleiben als bunter Haufen liegen. Wer der Stoßende ist, bleibt ein Rätsel und das idyllisch äsende Reh bleibt vom Desaster unberührt.

Weniger brachial sind die elf anderen KünstlerInnen zugange, die meist der jüngeren Generation angehören. Nicht die im Kunstkontext bisher unbekannte Schwazerin Margaritha Wanitschek, die zur Ausstellung zwei rätselhafte „Selbstbildnisse“ beisteuert. Eine aus Verpackungsmaterial gebaute und bunt bemalte „Maske“, die in ihrer Archaik fast stammeskünstlerisch daherkommt. Mit einer zarten, surreal anmutenden Zeichnung als Pendant, bei der ein Oberkörper einen Kopf schützend umhüllt. Ihr ganz privater Lebenraum ist das Thema der kleinen Mischtechniken von Juliette Blightman, riesig ist dagegen das Objekt, das die Telferin Sophia Mairer daneben auf den galeristischen Boden gestellt hat. Ein Oktopus soll sie zu diesem aus Stahl und bemaltem Papiergewebe gebauten Ding inspiriert haben, formal diametral zu den winzigen bzw. minimalistischen, zum ganz genauen Hinschauen zwingenden Skulpturen der Haller Zobernig-Schülerin Katharina Hölz oder der Stele von Martin Hotter, die fast zum Teil der galeristischen Architektur wird.

Augenfängerisch ist Lucie Stahls knallrotes Ölfass, das sie in klugem Hintersinn zur Gebetsmühle umfunktioniert hat. Was das Wort „Abstraktion“ im Kontext mit den elf weißen T-Shirts, die Christian Egger auf einen Ständer zum Wäschetrocknen gehängt hat, bedeuten soll, muss unbeantwortet bleiben.

Auf die Suche nach ihrer Identität machen sich Josephine Pryde mit den Mitteln der Fotografie und Miriam Visaczki, die sich bei ihrer Selbstfindung der uralten Technik des Filzens bedient. Die Auseinandersetzung mit sich fällt bei der jungen Koreanerin Seyoung Yook allein schon ihrer Wurzeln wegen komplett anders aus. Hyperästhetisch zelebriert als akribisch gefaltete, partiell bemalte und beschriebene Kleider. Um die ebenso poetische wie letztlich gruselige Kombination von zwei Speichermedien geht es schließlich in dem Bild von Hans-Christian Lotz, der feine Scheiben eines (Schweine-)Hirns auf einem Solarpaneel aufgebracht und mit Lack überzogen hat.

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Angela Dähling

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