Musik

“Best of Austria“ in Wien: Austropop-Klassentreffen in Schönbrunn

Gert Steinbäcker und 13 weitere Acts feierten vor 7500 Zuschauern 50 Jahre Austropop.
© Dietmar Lipkovich

Große Namen, große Hits: Das versprach das „Best of Austria meets Classic“-Konzert am Mittwoch in Wien.

Von Barbara Wohlsein

Wien –Eigentlich war „Best of Austria“ als einmaliges Gipfeltreffen der größten österreichischen Musiker zum 60. Geburtstag der Wiener Stadthalle 2018 gedacht. Nach dem großen Erfolg des Konzerts entschied man sich für eine Wiederholung im Sommer 2019 – diesmal unter freiem Himmel vor dem Schloss Schönbrunn. Die prunkvolle Kulisse passt zum Künstleraufgebot des Abends: 14 Acts aus den letzten 50 Jahren österreichischer Musikgeschichte, begleitet von einem 70-köpfigen Symphonieorchester unter der Leitung von Christian Kolonovits.

Dass am Beginn Marianne Mendt die Bühne betritt, ist stimmig: „Wie a Glock’n“ aus dem Jahr 1970 gilt als erster Austropop-Hit. Als Zugabe singt sie „Bleib da“ im Duett mit dem 2007 verstorbenen Georg Danzer – eine eingespielte Tonaufnahme und Archivbilder auf der Leinwand machen es möglich. Überhaupt wird sehr oft jener gedacht, die nicht mehr da sind: Falco taucht immer wieder in Medleys auf, ebenso Udo Jürgens und Ludwig Hirsch.

Damit es nicht zu melancholisch wird, wechseln sich junge Künstler mit arrivierteren Kollegen ab. Auf Marianne Mendt folgt das Duo Edmund, Thomas Spitzer von der EAV singt mit Lemo „Gegen den Wind“. Nach Stefanie Werger, die das Publikum mit „Stark wie ein Felsen“ – wenig überraschend – zum ersten Mal aus den Sitzen reißt, wirken Pizzera & Jaus ein bisschen blass. Dass es nicht leicht ist, gegen die Granden des Austropops zu bestehen, merken auch Ina Regen und Seiler und Speer.

Conchita ist in Schönbrunn wieder eine Klasse für sich. Enttäuschend ist nur, dass vielen im Publikum offenkundig immer noch die Toleranz für das schillernde Erscheinungsbild fehlt. Erfrischend, weil so ganz anders, wirkt der Auftritt der 20-jährigen Newcomerin Mathea, die ihren Radiohit „2x“ performt und als einzige auf österreichischen Dialekt verzichtet. Beim ersten „Best of Austria“-Konzert waren auch Wanda mit dabei – für eine größere Bandbreite hätte man sich diesmal vielleicht Bilderbuch oder Voodoo Jürgens gewünscht.

Die Herzschlagmomente des Abends bereiten dann die echten Legenden. Gert Steinbäcker bringt das Publikum mit „Mach die Aug’n zu“ und „Großvater“ auf Betriebs­temperatur. Sein ehemaliger Bandkollege Schiffkowitz liefert mit „Überdosis G’fühl“ und „Fürstenfeld“ den zweiten Teil des STS-Best-of.

Nachdem Opus zum x-ten Mal „Live Is Life“ rausjagen dürfen (oder müssen?), beschließt Wolfgang Ambros das zweieinhalbstündige Programm mit „Langsam wochs’ ma z’amm“ und „Es lebe der Zentralfriedhof“.

Am Schluss spielt das Orchester „All You Need Is Love“ von den Beatles und die versammelte Austropop-Riege steht vereint auf der Bühne.

Auch Klaus Eberhartinger hätte man an diesem Abend lieber als Sänger und nicht als Moderator gesehen. Seine seichten bis dummen Witze passen im Jahr 2019 nicht einmal mehr in ein Bierzelt.