Kogler: „Weltoffenes, tolerantes und herzliches Österreich“
Werner Kogler rockt den grünen Bundeskongress. Er wird mit einem grünen Rekordergebnis von 98,6 Prozent zum Spitzenkandidaten gewählt.
Von Michael Sprenger
Wien –Werner Kogler hatte wieder einen großen Auftritt. Schon bei der Begrüßung am Beginn des Bundeskongresses wollte der Applaus nicht enden. Die Tiroler LH-Stellvertreterin Ingrid Felipe fühlte sich von der „großartigen Stimmung“ angesteckt. Sie glaubt an ein großes Comeback der Grünen. „Die Menschen haben genug von den Sprechblasen.“
Vor zwei Jahren aus dem Parlament geflogen, spürt die Partei nun Rückenwind. Kogler benötigte keine Musik zum Einheizen, keine Lichtshow. Der Funke sprang im Saal der alten Ankerbrotfabrik sofort über. Und als der Grünen-Chef dann zu seiner einstündigen Rede ansetzte – ohne dabei vom Blatt zu lesen –, war die Halle elektrisiert. Kogler rockte die Halle, nahm Anleihe bei Mick Jagger. Nützte die große Bühne, um permanent von einer Seite zur anderen zu gehen, zu tänzeln. Hier ein Ausfallschritt, da ein kurzes Schweigen.
Kogler lieferte, was die Delegierten hören wollten. Er attackierte die gescheiterte rechtskonservative Regierung, die zu einer „blau-blauen“ Koalition verkommen sei. 18 Monate lang „Scheißdreck-Populismus“. „Die FPÖ agierte dabei als rechtsextreme Partei, die Türkisen rechtspopulistisch.“ Das Land sei gespalten worden. Also will Kogler nach der Nationalratswahl ein „weltoffenes, tolerantes und herzliches Österreich“ schaffen. Sich selbst charakterisierte er als Kind der Kreisky-Ära. „Wäre er nicht gewesen, ich weiß nicht, ob ich hier stehen würde.“ Kreisky habe in den 1970er-Jahren ein breites Bündnis mit der Bevölkerung geschaffen, Alexander Van der Bellen sei dies mit der Hofburg-Wahl erneut gelungen. Nun sollen es die Grünen schaffen.
Das Kernthema in seiner Rede blieb der Klimaschutz. Dass nun Altkanzler Sebastian Kurz (ÖVP) den Klimaschutz für sich entdeckt habe, sei eine „Verhöhnung“. Für Kogler passt da gut ins Bild, dass sich Kurz unlängst von einem evangelikalen Priester segnen ließ, dass ihm nach eigenen Angaben selber schwindelig wurde. „Ich aber will keinen schwindligen Kanzler.“ Großer Zwischenapplaus.
Weil Kogler nicht nur den Jagger machte, sondern ein Fan des FC Liverpool ist, ließ er es nochmals knistern. Wie an der Anfield Road. „You’ll never walk alone“. Standing Ovations im Saal.