Elina Garanca in Kitzbühel: „Hier kann sich die Routine nicht einschleichen“
Seit sieben Jahren verzaubert die lettische Mezzosopranistin Elina Garanca ihre Fans bei „Klassik in den Alpen“ in Kitzbühel. Im Gespräch mit der TT gibt die Sängerin auch persönliche Einblicke.
Kitzbühel – Ihre Ausstrahlung eilt ihr voraus und bereits Tage vor ihrem Konzert liegt Kitzbühel der lettischen Mezzosopranistin Elina Garanca zu Füßen. Bei einem Welcome-Cocktail gab sich der Weltstar gestern gut gelaunt und gesprächig. Am Samstag singt sie gemeinsam mit dem ukrainischen Tenor Dmytro Popov, der als „neue Callas“ gehandelten US-Amerikanerin Nadine Serra und „Zukunftsstimme“ Alexander Grassauer beim „Klassik in den Alpen“-Konzert im Kitzbüheler Pfarrau-Park. Die Wettervorhersagen sind gut und für Kurzentschlossene gibt es sogar noch ein paar Karten. Die TT nutzte die Gelegenheit für ein Gespräch mit Elina Garanca.
Sie sind auf den Bühnen der Welt zu Hause und nun zum siebten Mal in Kitzbühel. Freuen Sie sich auf das besondere Ambiente in den Bergen?
Elina Garanca: Es ist schon etwas Besonderes, dass wir schon sieben Jahre hier sind. Das ist ein großer Erfolg. Und uns reizt es sehr, dass wir uns immer wieder etwas Neues ausdenken müssen. So kann sich die Routine nicht einschleichen, das erlaubt es uns hier einfach nicht. Mein Repertoire verändert sich laufend und wir versuchen, auch dem Publikum immer wieder etwas Neues zu bieten.
Die Luft und das Wasser hier haben eine andere Energie als irgendwoanders, oder auch das Meer. Da wir ja in Spanien am Meer leben und ich aber mit Süßwasser großgeworden bin, zieht es mich hierher wegen dieser besonderen Luft und des Wassers.
Was ist das Besondere am heurigen Programm?
Garanca: Vor allem, dass alles junge Leute mit mir auf der Bühne sind, die sind alle jünger als ich. Schön langsam merkt man tatsächlich, dass die Zeit vergeht. Die Zeiten, als ich die Jüngste war, sind vorbei. Aber es macht unglaublich Spaß, denn diese junge Energie, die noch nicht von einem routinierten Pessimismus überlagert ist, steckt wahnsinnig an.
Kitzbühel steht für den Wintersport, waren Sie im Winter schon einmal hier?
Garanca: Ich brauche keinen Schnee. Obwohl ich aus Lettland stamme und wir Schnee gewöhnt sind. Ich mag Schnee nur an zwei Tagen des Jahres, das sind der 24. und der 25. Dezember, das reicht dann aber auch.
Sie haben sich vor Kurzem eine Rippe gebrochen. Beeinträchtig Sie das noch beim Singen?
Garanca: Die ersten beiden Wochen waren ein Albtraum, weil man ständig damit konfrontiert ist, sei es beim Niesen, beim Aufstehen, einfach bei allem. Mit Schmerztabletten ging es ein wenig, aber es war wirklich schmerzhaft. Jetzt ist es so, dass ich es im Alltag nicht spüre, beim Singen manchmal. Das habe ich über den Urlaub mit Homöopathie und mit einem Masseur versucht, loszubekommen.
Wie sehen die letzten Stunden vor einem Auftritt aus, wie zum Beispiel am Samstag?
Garanca: Hier in Kitzbühel beginnt mein Abend bereits um 15.45 Uhr. Da gibt’s Maske, Interviews für Medien, Fotos mit den Sponsoren. Dann haben wir eine Generalprobe, dann ziehe ich mich noch mal um, es wird noch etwas korrigiert und neu eingesungen und dann geht’s auf die Bühne und man singt. Vormittags werden wir bestimmt mit den Kindern im Hotel runter zum Pool gehen, so dass wir einfach mal Zeit miteinander verbringen. Wenn ich woanders bin und das ein großes Konzert ist, halte ich mir den Vormittag frei und bügle. Ich bügle sehr gerne, das entspannt mich.
Verstehen die Kinder, wer die Mama ist, also dass Sie ein Weltstar sind?
Garanca: Ich glaube, für die Große, die jetzt acht Jahre ist, ist der Begriff „Welt“ noch nicht greifbar. Ich glaube also nicht, dass für sie der „Weltstar“ eine Bedeutung hat. Dass die Mama auf die Bühne geht und die Leute klatschen, das ist ihr sehr wohl bewusst. Sie hat mich schon einige Male gesehen. Sie findet es auch sehr aufregend, wenn ich auf der Straße erkannt werde. Aber wenn ich zu Hause schimpfe, dann bin ich die böse Mama wie viele andere auch. So werde ich dann auch manchmal genannt.
Sind Sie abergläubisch, nehme Sie etwas Spezielles mit auf die Bühne?
Garanca: Nein, ich nehme nichts mit auf die Bühne, weil ich Angst hätte, das dann zu verlieren und das in einer Katastrophe endet. Ich mache aber etwas Spezielles, ich bin aber auch so abergläubisch, dass ich das jetzt nicht verrate, sonst verliert es an Kraft.
Das Gespräch führte Harald Angerer