Festspiele Erl

Tiroler Festspiele in Erl eröffnet: Und kein Wort über Kuhn

Groovig und sehr cool. Das Festspiel-Orchester unter Dirigent Tito Ceccherini und das Signum Saxophone Quartet (vorne links) bringen ein Auftragswerk von Daniel Schnyder zur Uraufführung. Es würde sich weitere Aufführungen verdienen.
© Festspiele Erl

Die Festspiele Erl starteten mit einem prachtvollen Konzert in die Sommersaison. Der zurückgetretene Ex-Intendant war kein Thema mehr, zumindest im offiziellen Teil.

Von Markus Schramek

Erl – Zufall oder nicht. Der Name Gustav Kuhn kam Donnerstagabend bei der Eröffnung der Festspiele Erl keinem der prominenten Redner über die Lippen. Das Motto offenbar: bloß nicht mehr anstreifen an diesem Thema. Festspielgründer Kuhn musste letzten Herbst den Hut nehmen, nachdem ihm Künstlerinnen sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten.

Erl-Präsident und Kuhn-Freund Hans Peter Haselsteiner warnte in seiner Grußadresse vor dem grassierenden Nationalismus in Europa. Bundespräsident Alexander Van der Bellen, bei seiner kurzweiligen Wortspende mehrmals von Zwischenapplaus unterbrochen, wollte das Thema Europa so schwarz aber gar nicht malen. Frei nach Monty Python empfahl er Haselsteiner den Blick auf das Positive in Europa: „Look on the bright side.“ Und Kulturlandesrätin Beate Palfrader, an der Abdankung Kuhns maßgeblich beteiligt, beließ es bei Andeutungen in Richtung des Ex-Intendanten. Das Land, einer der Festspielfinanziers, sei auch in Krisenzeiten hinter Erl gestanden.

Letztlich entscheide das Publikum über die Zukunft der Festspiele, schloss Palfrader und zitierte Goethe: „Was wär’ ich ohne dich, Freund Publikum!“ Nimmt man das Eröffnungskonzert als Maßstab, ist Erl in der Gunst seiner Besucher weiter hoch angesiedelt. Die Darbietung des Festspielorchesters, unverändert großteils aus Weißrussland stammend, wurde ausgiebig beklatscht.

Im Vorjahr war an selber Stelle Gustav Kuhn für sein Dirigat bei der Eröffnung des Erler Sommers gefeiert worden. Heuer durfte Tito Ceccherini, auch kein Nobody unter den Dirigenten, als musikalischer Leiter des Abends die Ovationen des Publikums in Empfang nehmen.

Fantastisch war nämlich die Darbietung bei Béla Bartóks „Konzert für Orchester“. Mit unglaublichem Drive und Tempo, jedoch präzise und auch feinfühlig in den Soloabschnitten einzelner Instrumentengruppen, führte Ceccherini das Orchester durch das oft gespielte Bartók-Konzert (erst Ende Juni zweimal beim Symphoniekonzert in Innsbruck zu hören).

Daniel Schnyders „Konzert für Saxophonquartett und Orchester“, ein Erler Auftragswerk und am Donnerstag uraufgeführt, ist aber auch viel mehr als eine bloße Erwähnung wert. In diesem dreiteiligen Stück swingten und jazzten das Orchester und das Signum Saxophone Quartet auf das Erfreulichste Seite an Seite. Moderne Musik trifft Klassik, ohne gezwungen oder gekünstelt zu wirken. Musik, die zum Mitgrooven einlädt.

Der erste Abend der Saison machte Lust auf mehr, auf viel mehr sogar. In Erl gibt es definitiv ein Leben nach Kuhn. Das steht außer Frage.

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