Medizin-Aufnahmetest: 2927 Teilnehmer auf Herz und Nieren geprüft
Strenge Kontrollen, knifflige Fragen, nervöse Teilnehmerinnen und Teilnehmer – knapp 3000 Bewerber absolvierten gestern den Medizin-Aufnahmetest in Innsbruck. Aber nur 400 von ihnen werden es schaffen.
Von Clemens Neuner
Innsbruck – Vor dem Messegelände in Innsbruck haben sich lange Warteschlangen gebildet. Hunderte junge Menschen durchlaufen die strengen Sicherheitskontrollen im Eingangsbereich. Taschen, Mäntel, Kopfbedeckungen, sogar Uhren müssen sie abgeben. Viele sind nervös und aufgeregt. Das Interesse am Medizinstudium in Innsbruck ist wie in den vergangenen Jahren sehr hoch.
2998 Bewerberinnen und Bewerber nahmen heuer am Aufnahmeverfahren teil, 28 mehr als im Vorjahr. Sobald diese in der Halle sind, setzen sie sich an die zugeteilten Tische. Eigene Stifte dürfen sie nicht verwenden, nur die aufliegenden. Kurz vor Testbeginn tuscheln noch einige Banknachbarn und tauschen sich ein letztes Mal aus. Man sieht ihnen die Anspannung an, denn für die nächsten Stunden werden sie auf Herz und Nieren geprüft. Neben medizinischem Basiswissen werden auch kognitive und soziale Kompetenzen abgefragt.
Kritik am Aufnahmetest äußerte gestern die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH). Vorsitzende Adrijana Novakovic (GRAS) betonte in einer Aussendung, dass die soziale Durchmischung seit dessen Einführung abgenommen habe. Laut Peter Loidl, Vizerektor der Medizinischen Universität Innsbruck, sprechen die Zahlen hingegen für das Verfahren, wie er Freitagvormittag bei einer Pressekonferenz hervorhob: Seit der bundesweiten Einführung im Studienjahr 2013
14 würden die Ausstiegsquoten von Studierenden drastisch sinken. Während sie im Zeitraum von 1992 bis 1995 noch bei rund 75 Prozent lagen, sind sie inzwischen nur noch bei drei bis vier Prozent. Daran sei zu erkennen, dass das Aufnahmeverfahren als Filterfunktion seinen Zweck erfülle, hob Loidl hervor: „Diejenigen, die es bestehen, sind auch studierfähig.“
Auch die Tirolerinnen Antonia und Berfin nahmen gestern beim Aufnahmetest teil und waren von dessen Ausmaßen erstaunt. „Das ist so groß angelegt“, sagte Berfin überwältigt.
Für Vorbereitungskurse, Unterlagen und Online-Programme habe sie weit mehr als 1000 Euro ausgegeben. Die jungen Frauen waren trotz der Anspannung optimistisch und zuversichtlich. „Ich habe ein gutes Bauchgefühl dabei“, schilderte Berfin während der Mittagspause ihre Eindrücke vom ersten Teil des Tests.
Mit 1892 Teilnehmerinnen lag der Frauenanteil in Innsbruck deutlich höher als derjenige der Männer (1106) und entspricht dem Trend der letzten Jahre. Die Med-Uni bietet für das kommende Studienjahr 400 Plätze an, ein Großteil davon in Humanmedizin (360). Auf einen Studienplatz kommen in Innsbruck rund sieben Bewerber. Österreichweit gibt es für die zirka 13.000 Testteilnehmer nur 1680 Plätze. Davon eben 400 in Innsbruck, 740 in Wien, 360 in Graz und 180 in Linz.
Für den 18-jährigen Alexander aus Auer in Südtirol war der Medizinaufnahmetest „kein Zuckerschlecken“. Er hat mehrere Vorbereitungskurse besucht und sich monatelang auf den Test vorbereitet. Solchen oftmals teuren Kursen stehen Regina (19) und Benedikt (23) aus Bayern eher skeptisch gegenüber. Sie betonten, eigenständig aus Skripten, Büchern und Online-Angeboten gelernt zu haben. Die beiden fanden, dass man sich mit diesen Unterlagen ausreichend auf den Test vorbereiten könne.
Lobende Worte hörte man von ihnen auch zum reibungslosen Ablauf des groß angelegten Tests. Der 19-jährige Mark, der ein ähnliches Aufnahmeverfahren bereits in Deutschland hinter sich hat, war erstaunt über die strengen Sicherheitsvorkehrungen: „Die Kontrollen in Innsbruck sind sehr genau, das ist echt heftig.“
Alle Bewerber müssen noch ein bisschen zittern. Denn erst im August stellt sich heraus, wer einen der wenigen Studienplätze ergattert.