Finale von Frauen-WM und Gold Cup: USA heiß auf Soccer Sunday
Die US-Damen haben gegen Holland den vierten WM-Titel im Visier und die US-Herren bestreiten das Gold-Cup-Finale gegen Mexiko.
Lyon — Fast erwartungsgemäß steht das Frauen-Nationalteam der USA erneut im WM-Finale. Wenn Alex Morgan und Co. ihren Titel heute (17 Uhr/live ORF Sport +) in Lyon gegen die Niederlande verteidigen, wird der Fußball wie selten in der US-Öffentlichkeit in der Auslage stehen. Die Europameisterinnen zelebrieren auf der anderen Seite ihren Underdog-Status — und hoffen auf die Sensation.
Der insgesamt vierte WM-Titel soll am Sonntag Höhepunkt in einer Woche voll von freudigen Anlässen für die US-Girls werden. Sturmspitze Morgan feierte am Dienstag beim Semifinal-Sieg über England ihren 30er, Linksverteidigerin Crystal Dunn wurde am Tag darauf 27 Jahre alt. Am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag, gedachten alle der Geburtsstunde der USA im Jahr 1776. Und am Freitag feierte schließlich die streitbare Megan Rapinoe ihren 34. Geburtstag. „Wir wollen die Geschichte zu Ende erzählen", sagte Morgan.
Der Weg des Turnierfavoriten in Frankreich wurde von einigen publikumswirksamen Nebengeschichten begleitet. Der Kampf der Spielerinnen um finanzielle Gleichbehandlung sowie der private Kleinkrieg von Rapinoe mit US-Präsident Donald Trump sorgten auch jenseits des Atlantiks für Aufsehen. Dass drei der großen US-Ligen, im Football, Basketball und Eishockey, derzeit Sommerpause haben, hilft dabei freilich.
Am Sonntag wird „Soccer" daher wie sonst kaum in den USA medial im Fokus stehen: Nach dem Grande Finale der Frauen, das an der Ostküste ab 11 Uhr oder in Los Angeles sogar als Frühstücksprogramm live verfolgt werden kann, wartet am Abend gleich das nächste Finale. Denn die US-Männer bestreiten in Chicago das programmierte Endspiel des CONCACAF Gold Cup gegen Mexiko — eine ähnliche Konstellation hat es bisher in keinem anderen Land jemals gegeben. „Der 7. Juli bringt uns den perfekten Soccer Sunday", twitterte der US-Verband bereits stolz.
Ein Nebenschauplatz dreht sich um Präsident Trump. Dass die US-Frauen im Falle des Titelgewinns eine Einladung ins Weiße Haus annehmen würden, ist nicht wahrscheinlich. Nicht nur Rapinoe hat dies von vornherein ausgeschlossen, einige ihrer Teamkolleginnen stellten sich an ihre Seite. „Ich denke, wir werden diese Entscheidung nach dem Spiel am Sonntag treffen", erklärte Morgan. „Zuerst müssen wir unser Geschäft erledigen."
Das bedeutet einen Sieg im Stade de Lyon gegen die Niederländerinnen, die bei ihrer erst zweiten WM-Teilnahme gleich ins Finale kamen. Beim 1:0-Sieg im Halbfinale gegen Schweden zeigten die „Oranje Leeuwinnen" Teamwork und Durchhaltewillen, spielerisch, athletisch und taktisch sind aber Defizite im Vergleich mit den Amerikanerinnen erkennbar.
Gerade das will sich die niederländische Truppe aber zunutze machen. „In einem Spiel ist alles möglich", betonte Trainerin Sarina Wiegmann. „Ich liebe es, der Underdog zu sein", sagte Mittelfeldspielerin Danielle van de Donk. „Es ist die beste Rolle, die man haben kann." (APA, w.m.)