eBay, Uber, Amazon sind „neue, flexible Art der Kommunikation“
In „Platform Economy“ sieht Barbara Thaler, zuständig für Internethandel in der Wirtschaftskammer, nicht das Ende des klassischen Onlinehandels.
Vor 25 Jahren hat der US-Amerikaner Jeff Bezos das Versandsystem Amazon erfunden. Damit hat er quasi den Onlinehandel erfunden. War das damals eine logische Entwicklung?
Barbara Thaler: Ich glaube nicht, dass er diese Entwicklung vorausgesehen hat. Begonnen hat Bezos mit einer Onlinebuchhandlung. Weil bei Büchern die Marge stimmte und der Versand einfach war. Mittlerweile verkauft Amazon fast alles. Rund die Hälfte der verkauften Produkte werden nicht von Amazon selbst, sondern auf Amazon Marketplace, also von „Händlern um die Ecke", angeboten.
Wie hat Onlinehandel das Einkaufen verändert?
Thaler: Transparenz durch Vergleichbarkeit hat viele Händler vor große Herausforderungen gestellt. Rund 4 Millionen ÖsterreicherInnen geben rund 7 Mrd. Euro pro Jahr im Internet aus. Davon fließt ca. die Hälfte ins Ausland.
Mittlerweile wird die „Packerlflut", die der Onlinehandel auslöst, stark kritisiert? Wegen vieler Retouren bzw. der CO2-Bilanz der Fahrten. Gibt es eine Alternative?
Thaler: Bei der aktuellen Diskussion rund um den Klimaschutz muss sich auch der Onlinehandel beteiligen. Grundsätzlich gibt uns die Digitalisierung Möglichkeiten, auch umweltfreundlicher zu arbeiten. Die Mengen an Paketen und vor allem die vielen Retoursendungen sind eine große Herausforderung. Zudem müssen Geschäftsmodelle mit Gratis-Retoursendungen kritisch hinterfragt werden. Viele Händler bieten auch die Möglichkeit von „Online einkaufen und im Geschäft abholen" an.
Wird sich der Onlinehandel noch verändern?
Thaler: Das Internet verändert sich ständig. Die digitale Revolution ist in vollem Gange und krempelt die gesamte Wirtschaft um. Zum Beispiel wird die künstliche Intelligenz auch Auswirkungen auf den Onlinehandel haben. Aber da stehen wir noch am Anfang.
Wird es überhaupt keine Geschäfte mehr geben?
Thaler: Im Gegenteil: Die Menschen wünschen sich das „Erlebnis Einkaufen". Kein Online-Shop kann Stimmung und Flair im Geschäft ersetzen. Durch den Onlinehandel wissen die Konsumenten den persönlichen Kontakt auch wieder mehr zu schätzen. Vielmehr ist die Verbindung von Online und Offline gefragt und kann sehr erfolgreich sein. Beispielsweise betreibt ein Optiker im Tiroler Oberland einen sehr professionellen Online-Shop. Die Kunden treffen von zu Hause aus eine Vorauswahl, zum Einkaufen kommen sie aber direkt ins Geschäft.
Die Arbeitsbedingungen bei Amazon wurden vor wenigen Wochen auch in Österreich (in Deutschland schon länger) kritisiert. Warum gibt es bei Amazon immer wieder diese Kritik?
Thaler: Technische Entwicklungen und Digitalisierung sind einfach schneller als die Gesetzgebung. Aber das war schon immer so. Das Stichwort sind „faire Rahmenbedingungen". Nur wenn wir einen fairen Wettbewerb zwischen internationalen Konzernen und heimischen Handelsbetrieben hergestellt haben, kann das auf Dauer funktionieren. Dabei sind die Arbeitsbedingungen ein besonders wichtiges Thema.
Mittlerweile wird schon vom Ende des Onlinehandels gesprochen. Wohin geht die Entwicklung des Einkaufens im Internet künftig?
Thaler: Unter „Platform Economy" versteht man webbasierte Plattformen, die ein digitales Ökosystem geschaffen haben. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind sehr viele solcher Plattformen entstanden: Auktionsdienste wie eBay, Vermittlungsplattformen wie Uber oder eben Amazon als Verkaufsplattform. Solche Plattformen fordern etablierte Geschäftsprozesse enorm heraus und dabei geht es nicht immer nur um den vermeintlich billigeren Preis, sondern um verbesserte Kundenprozesse mit einer neuen, flexibleren Art von Kommunikation zwischen Anbietern und Konsumenten. Und sie verändern das Online-Marketing, und das sogar sehr stark. Und trotzdem sehe ich kein Ende des Onlinehandels.
Das Gespräch führte Verena Langegger