Malta verweigert „Alan Kurdi“ Zugang in seine Gewässer
Malta hat beschlossen, dem deutschen Schiff „Alan Kurdi“ der NGO Sea Eye mit 65 Migranten an Bord den Zugang in seinen Hochgewässern zu verweigern. Die Regierung ordnete den Streitkräften an, „angemessene Aktionen“ zu ergreifen, sollte das Schiff in Maltas Hoheitsgewässer eintreten, hieß es in einer Presseaussendung der maltesischen Regierung.
Das Schiff hatte am Samstag nach stundenlangem Warten vor der italienischen Insel Lampedusa Kurs auf Malta genommen. Zuvor hatte das Schiff vergeblich auf die Erlaubnis zum Einlaufen in den Hafen gewartet. Italiens Innenminister Matteo Salvini hatte das strikt verboten.
Unterdessen erhielten die Menschen an Bord des italienischen Rettungsschiffes „Alex“ Erlaubnis, in Lampedusa an Land zu gehen. Das Schiff mit 41 aus dem Mittelmeer geretteten Migranten war zuvor entgegen des Verbots Salvinis in den Hafen der italienischen Mittelmeerinsel eingelaufen.
Salvini attackierte die NGO „Mediterranea“ deswegen scharf. „Das Schlauchboot mit den Migranten an Bord hatte keinerlei Problem“, kritisierte Salvini auf Twitter. „Mediterranea“ habe die Migranten an Bord genommen, um sie trotz des Verbots nach Lampedusa zu bringen. „Dass das Schlauchboot seeuntauglich war, ist eine der Lügen der linken NGO“, kritisierte Salvini.
Vier Stunden lang wurde das Segelboot der NGO nach der Landung der Migranten auf Lampedusa von der italienischen Polizei durchsucht, Dokumente und anderes Material wurden beschlagnahmt, berichteten italienische Medien. Ermittlungen gegen Kapitän Tommaso Stella wurden wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung aufgenommen.
Die NGO kritisierte Salvini dafür, die Migranten nach Malta bringen zu wollen, obwohl die Fahrt dorthin viel länger als nach Lampedusa gedauert hätte. „Der Beschluss, uns nach Malta zu schicken, war reine politische Propaganda. Salvini wollte die Migranten wie Kartoffelsäcke behandeln“, so die NGO-Sprecherin Alessandra Sciurba bei einer Pressekonferenz auf Lampedusa.
Die NGO sagte, sie sei gezwungen worden, Lampedusa anzusteuern, da die Lage an Bord des Segelbootes vom hygienischen Standpunkt unerträglich geworden war. Der relativ kleine Motorsegler ist nach Angaben der Hilfsorganisation Mediterranea nur für 18 Menschen zugelassen.
Mit dem Beschluss, die „Alex“ nach Lampedusa zu führen, folgte „Mediterranea“ dem Beispiel des deutschen Rettungsschiffes „Sea-Watch 3“, das vor einer Woche trotz Verbots unter dem Kommando der Kapitänin Carola Rackete mit 40 Migranten nach Lampedusa brachte.
Die tunesische Küstenwache barg unterdessen am Samstag die Leichen von 14 afrikanischen Migranten. Sie seien ums Leben gekommen, als ihr Boot mit mehr als 80 Menschen an Bord gekentert sei, teilte die Hilfsorganisation Roter Halbmond mit. Das Boot war demnach vom benachbarten Libyen aus Richtung Europa aufgebrochen. Das Schicksal der anderen Insassen war zunächst nicht klar.
Zahlreiche Migranten wagen regelmäßig von der Westküste Libyens aus den gefährlichen Weg über das Mittelmeer in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa. Viele Schiffe sinken, so auch im Mai, als mindestens 65 Menschen nach dem Ablegen in Libyen vor der Küste Tunesiens ertranken.