Malta lässt deutsches Rettungsschiff „Alan Kurdi“ anlegen

Malta hat dem deutschen Rettungsschiff „Alan Kurdi“ das Anlegen erlaubt. Die 65 Flüchtlinge an Bord sollten dann allerdings umgehend auf andere Länder verteilt werden, teilte die Regierung der Mittelmeerinsel am Sonntag mit. Das Schiff der Hilfsorganisation Sea-Eye hatte am Samstagabend Kurs auf Malta genommen, da ihm auf der italienischen Insel Lampedusa das Anlegen untersagt worden war.

Das Schiff hatte am Freitag 65 Menschen von einem Schlauchboot im Mittelmeer gerettet und lag seitdem in internationalen Gewässern vor Lampedusa. Ein Angebot der libyschen Küstenwache, den Hafen der Stadt Sawija als „sicheren Zufluchtsort“ anzulaufen, lehnte das Rettungsschiff ab. Samstagfrüh teilte Sea-Eye auf Twitter mit, die italienische Finanzpolizei sei „persönlich vorbeigekommen“, um ein Dekret des Innenministers Matteo Salvini zu überbringen: „Der Hafen ist zu.“

Die Behörden Maltas gaben nun nach Gesprächen mit der EU-Kommission und Deutschland bekannt, dass die Menschen umgehend auf andere europäische Länder verteilt werden. Niemand soll auf Malta bleiben, hieß es. Die EU-Länder erklärten sich außerdem bereit, weitere 58 Migranten aufzunehmen, die am Sonntag von den maltesischen Behörden im Mittelmeer gerettet wurden.

„Wir sind freudig überrascht“, sagte Sea-Eye-Einsatzleiter Gorden Isler in einem Telefonat mit der dpa. Allerdings sei das Schiff selbst noch nicht über die Entscheidung der maltesischen Behörden informiert worden. „Darauf warten wir jetzt“, sagte Isler. Die Behörden Maltas hätten die Schiffsführung nur angewiesen, nach Gozo, der Nachbarinsel Maltas, zu fahren. „Das ist 50 Seemeilen entfernt und dauert etwa sieben Stunden“, sagte Isler. Dort würden die Menschen vermutlich auf See vom maltesischen Militär übernommen und an Land gebracht. „Wir werden bestimmt nicht in den dortigen Hafen einlaufen dürfen. Wenn die Menschen von Bord sind, werden wir sicher gleich wieder weggeschickt“, fügte der Einsatzleiter hinzu.

An Bord hatte sich die Lage zugespitzt. „Drei der Geretteten sind in sehr schlechtem Zustand. Sie sind stark abgemagert und geschwächt und müssen dringend zur medizinischen Behandlung an Land gebracht werden“, sagte Isler. Zwei von ihnen seien Minderjährige.

Vergangene Woche hatte die „Sea-Watch 3“ der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch trotz des Verbots der Regierung in Rom Kurs auf die italienischen Hoheitsgewässer genommen und mit zuletzt noch 40 Migranten an Bord im Hafen Lampedusas angelegt. Die deutsche Kapitänin Carola Rackete war daraufhin festgenommen und am Dienstag wieder freigelassen worden. Rackete wird unter anderem Beihilfe zur illegalen Einwanderung vorgeworfen.

ÖVP-Obmann und Ex-Kanzler Sebastian Kurz kritisierte unterdessen in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“, dass Hilfsorganisationen im Mittelmeer gerettete Migranten nach Europa bringen. „Ich persönlich halte es für falsch, wenn sich NGOs daran beteiligen, Menschen illegal nach Europa zu bringen. Sie wecken damit nur falsche Hoffnungen und locken damit womöglich unabsichtlich noch mehr Menschen in die Gefahr“, wiederholte Kurz seinen Standpunkt. „Solange die Rettung im Mittelmeer mit dem Ticket nach Mitteleuropa verbunden ist, machen sich immer mehr Menschen auf den Weg“, sagte Kurz. Nur wenn Europa sicherstelle, dass jeder, der sich illegal auf den Weg macht, in sein Herkunftsland oder in ein Transitland zurückgebracht wird, werde das Ertrinken im Mittelmeer enden.