Salzburger Festspiele

Schmusen und Schmettern: Netrebko hatte in Salzburg großen Auftritt

Diva spielt Diva: Anna Netrebko als Adriana Lecouvreur neben Yusif Eyvazov als Maurizio.
© APA/BARBARA GINDL

Anna Netrebko hatte als Adriana Lecouvreur ihren großen Salzburger Festspielauftritt und mit Anita Rachvelishvili grandiose Mezzo-Konkurrenz.

Von Stefan Musil

Salzburg –Bevor Anna Netrebko als Elsa im „Lohengrin“ unter Christian Thielemann ihr mit Spannung erwartetes Bayreuther Festspiel-Debüt gibt, kam sie noch für drei Auftritte in Salzburg vorbei. Auf dem Programm: Francesco Cileas süffige Opernschmonzette „Adriana Lecouvreur“. Mehr Divenoper geht kaum. Paris, Rokoko-Zeit: Adriana Lecouvreur ist die große Tragödin an der Comédie Française, glänzt in den Rollen von Racine und verliebt sich in einen jungen Offizier, der sich bald als Maurizio, Fürst von Sachsen, herausstellt. Der hatte jedoch kurz davor noch ein Verhältnis mit der verheirateten Prinzessin von Bouillon, die nun vor Eifersucht glüht. Ein großer Zickenkrieg entbrennt, auf dessen Höhepunkt Adriana die Prinzessin per Racine-Rezitation als Ehebrecherin entlarvt. Die so Düpierte schickt der Rivalin daraufhin einen vergifteten Veilchenstrauß, der der gefeierten Schauspielerin den adäquaten Abgang in Jenseits sichert.

Eugène Scribe und Ernest Legouvé haben die historische Figur der Adriana hochtheatralisch samt erfundener Vergiftung so verewigt. Es war die Vorlage für das von Cilea publikumswirksam vertonte Libretto. 1902 kam das Werk in Mailand heraus und war immer schon idealer Stoff für große Sopranistinnen. Anna Netrebko, die die Roll­e längst quer durch die Welt verkörpert, ist auch in dieser szenisch zumindest angedeuteten Konzertfassung im Großen Festspielhaus das Zentrum. Herrlich fließend, dunkel samtig und satt tönt ihr Sopran. Sie geht ganz in der Rolle auf, schmachtet, liebt, zeigt die Krallen der Div­a, verzweifelt und stirbt berührend. An der Seite ihres Maurizio, für den sich obligat der Mann in ihrem echten Leben, der Tenor Yusif Eyvazov, mit seinem so eigenen Timbr­e zur Verfügung gestellt hat und sich um große Intensität, nicht nur in einigen heißen Kussszenen, bemüht.

Der begeisternde Konterpart erwächst der Netrebko an diesem Abend dann mit der jungen georgischen Mezzo­sopranistin Anita Rachvelish­vili. Als Prinzessin von Bouillon flutet sie von der erdig vollen Tiefe bis zur überwältigend raumgreifenden Höhe das Festspielhaus. Eine Bombenstimme von faszinierender Durchschlagskraft, die hier der Diva den Liebeskrieg erklärt. Das sorgt für die Höhe­punkte des Abends, für einen sängerischen Schlagabtausch der Extra­klasse.

Mit seinem klangvoll eleganten Bariton sticht Nicola Alaimo in der Rolle des Michonnet aus der übrigen, durchwegs guten Besetzung heraus. Auch der Philharmonia Chor Wien macht seine kurze Sache gut. Fabio Armiliato koordiniert und befeuert gewohnt souverän das Ganze vom Pult des Salzburger Mozarteumorchesters aus. Letzteres spielt zwar nicht immer mit der letzten Präzision. Aber wen stört das schon, wenn ein­e nicht unbedingt allererste Partitur der Auslöser für ein solches Sängerinnenfest ist.

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