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Deutsche Flaute trifft Österreich kaum noch

Die österreichischen Autozulieferer haben ihre Exporte nach Osteuropa ausgeweitet.
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Die österreichische Wirtschaft bleibt trotz deutscher Krise stabil. Dennoch gingen in der Industrie zuletzt Jobs verloren.

Von Stefan Eckerieder

Wien, Berlin –Die deutsche Wirtschaft ist in der Krise. Im zweiten Quartal dürfte das Bruttoinlandsprodukt des nördlichen Nachbarn laut Prognosen geschrumpft sein. Während es vor einigen Jahren noch hieß, „wenn die deutsche Wirtschaft hustet, bekommt die österreichische Konjunktur eine Lungenentzündung“, zeigen sich die heimischen Unternehmen mittlerweile weitgehend immun gegen Schwächeanfälle des wichtigsten Handelspartners.

Immerhin lieferte Österreich im vergangenen Jahr Waren im Wert von 45,3 Mrd. Euro nach Deutschland (+5,6 Prozent). Dennoch habe die wirtschaftliche Verflechtung in den vergangenen Jahren abgenommen, sagt Elisabeth Christen, Außenhandelsexpertin des Wirtschaftsforschungsinstitutes Wifo: „Österreich ist stärker mit den östlichen Nachbarländern verflochten.“ Daraus erkläre sich das weiterhin stabile Wachstum in Österreich. Die Wachstumsraten in den osteuropäischen Staaten liegen heuer bei rund drei Prozent. Die heimische Wirtschaft soll laut Wifo heuer um 1,7 Prozent wachsen. Das deutsche Wachstum liegt heuer mit 0,5 bis 0,9 Prozent deutlich darunter.

Die Vorlaufindikatoren, wie rückläufige Auftragserwartungen in der Industrie, seien zwar in Österreich die gleichen wie in Deutschland, „wir beobachten aber mehrere Sondereffekte in Deutschland“, sagt Christen. Demnach würden die deutschen Autobauer zum einen vom Dieselskandal und von Produktionsausfällen durch die holprige Umstellung auf die neuen Abgasteststandards belastet. Zudem seien deutsche Exporteure stärker von den Auswirkungen des Brexits und des Handelsstreits mit US-Präsident Donald Trump betroffen.

Aber auch die österreichische Autozulieferbranche sei nicht alleine von Exporten nach Deutschland abhängig, erklärt Christen. Die heimische Kfz- sowie die Maschinen-Branche würden starke Exportzuwächse nach Ungarn und Polen verzeichnen.

Dennoch sei nicht auszuschließen, dass das Ende der Konjunkturerholung Österreich etwas später als Deutschland treffen könnte. Von einer deutschen Rezession, wie deutsche Kommentatoren befürchten, will Christen jedoch nicht sprechen: „Den Berechnungen liegt ein hohes Wachstumsniveau im Vorjahr zugrunde. Wir sind weit davon entfernt, in der Gesamtbetrachtung von einer deutschen Rezession zu sprechen.“

Die schwächelnde Auslandsnachfrage in der österreichischen Industrie hat jedoch bereits Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, berichtet die Bank Austria. Mit einer Verzögerung von drei Monaten folgte der geringeren Produktionsleistung jetzt im Juli – erstmals seit März 2016 – auch ein Rückgang der Beschäftigung, wie der aktuelle Einkaufsmanagerindex der Bank zeigt. Insgesamt habe sich die Beschäftigung im ersten Halbjahr in der Branche trotz bereits abgeschwächter Nachfrage noch um rund 2,1 Prozent (13.000 Jobs) auf knapp 630.000 Arbeitnehmer erhöht.

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