Max Verstappen auch in der Puszta auf Angriffskurs
Für die zusätzliche Schärfe in der Puszta wird Max Verstappen schon sorgen. Eine Woche nach seinem Triumph im Deutschland-Grand-Prix kann und will der 21-jährige Niederländer zum ersten Jäger von Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton aufsteigen. „Ich mag den Hungaroring, er ist eine meiner Lieblingsstrecken“, ließ der Red-Bull-Star vor dem WM-Lauf am Sonntag in Ungarn verlauten.
Die Ausgangslage verspricht trotz der großen Abstände im Klassement Spannung: Hier ein Verstappen in Topform, der oft von tausenden Fans in Orange begleitet wird, und ein Sebastian Vettel nach der gefühlten sportlichen Wiederauferstehung bei seinem Heimrennen auf dem Hockenheimring. Dort ein kränkelnder Titelverteidiger Hamilton. Keiner gewann aber öfter auf dem nur 4,381 Kilometer langen Kurs als der Brite. Und nach dem jüngsten Mercedes-“Armageddon“ (Teamchef Toto Wolff) will Hamilton die erfolgsverwöhnte Silberpfeil-Crew mit einem Hurra-Gefühl in die vierwöchigen Sommerferien entlassen.
Nur Rang neun blieb Hamilton in Hockenheim nach seiner Pole Position, die Patzer vom Team und ihm selbst haben Spuren hinterlassen. „Ich lüge nicht, es tut höllisch weh“, gestand der Brite. Darauf bauen, dass der fünffache Champion und seine nach wie vor titelbesessene Mannschaft nun öfter unfreiwillige PS-Slapstick-Einlagen sorgen, sollten V(ettel) & V(erstappen) aber nicht. „Von diesen Tagen lernt und schaut man nach vorne“, verkündete Hamilton, der sich zur schnellen Genesung Ruhe verordnete.
Dass Mercedes nach dem Komplett-Desaster beim irren Deutschland-Rennen zurückschlagen wird, steht auch für Ferrari-Star Vettel außer Frage. „Wir können nicht davon ausgehen, dass sie den Rest der Saison keine Punkte mehr holen – eher das Gegenteil“, prophezeite der Deutsche, den trotz Rang zwei am vergangenen Sonntag immer noch 84 Punkte von Hamilton trennen. Verstappen liegt auf Platz drei 63 Punkte hinter dem 34-jährigen Engländer.
Nicht wenig, aber nicht unmöglich viel. Zumal Verstappen, einst auch nicht zu Unrecht als Rowdy verschrien, an sich gearbeitet hat. Kompromisslos fährt er noch immer, bei seinem Sieg in Österreich bekam es Vettels Teamkollege Charles Leclerc kurz vor Schluss zu spüren. Verstappen, der mit 17 Jahren als jüngster Pilot in die Formel 1 einstieg und in diesem Jahr bereits sein 100. Rennen absolvieren wird, ist reifer geworden. Und das mit 21.
In den vergangenen 20 Rennen kam der Niederländer, dessen Vater Jos einst selbst Formel 1 gefahren und dabei sogar Teamkollege von Michael Schumacher gewesen war, immer unter die ersten Fünf. Viermal wurde er Fünfter, fünfmal Vierter, fünfmal Dritter, dreimal Zweiter und dreimal Erster. Und das mit einem Red-Bull-Boliden, der auch nach dem Motorenwechsel von Renault zu Honda noch nicht das Ausnahmeformat früherer Versionen hat, als Vettel von 2010 bis 2013 seine vier WM-Titel mit dem österreichisch-britischen Team geholt hatte.
Im Gegensatz zum fast schon ein Jahr sieglosen Vettel nutzt Verstappen auch die Schwächen der Mercedes-Männer optimal aus. Seine Erfolgschancen scheinen sich aber immer dann zu erhöhen, wenn die Action auf der Strecke nach dem Geschmack der Rennspektakel-Fans ist. Notfalls sorgt Verstappen selbst dafür.