Russische Ärzte fanden „keine giftige Substanz“ bei Nawalny
Nach der vorübergehenden Einlieferung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny in ein Krankenhaus haben russische Ärzte eine Vergiftung des Oppositionellen ausgeschlossen. In Nawalnys Organismus sei „keine giftige Substanz“ gefunden worden, erklärte der medizinische Leiter des Sklifosofski-Instituts, Alexej Tokarew, laut Berichten der russischen Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch.
Nawalny befindet sich seit Montag wieder im Gefängnis. Seine Verlegung von seiner Gefängniszelle in ein Krankenhaus am Sonntag wegen einer „schweren allergischen Reaktion“ hatte Spekulationen hervorgerufen, wonach der Kreml-Kritiker im Gefängnis vergiftet worden sein könnte. „Ich hatte nie eine Allergie“, betonte Nawalny auf seiner Webseite.
Nawalnys Ärztin Anastasia Wassiliewa hatte den Verdacht geäußert, dass Nawalny mit einer „unbekannten chemischen Substanz“ in Berührung gekommen sein könnte, bereits am Sonntagabend auf Facebook geäußert. Sie protestierte gegen die Rückverlegung ihres Patienten ins Gefängnis.
Der Regierungskritiker Piotr Wersilow zweifelte die Diagnose des Sklifosofski-Instituts an. Der Aktivist der Punkband Pussy Riot erinnerte am Mittwoch im Kurzbotschaftendienst Twitter an einen mutmaßlichen Giftangriff auf ihn selbst im Jahr 2018. Auch bei ihm hätten die Ärzte im Sklifosofski-Institut „nichts gefunden“, schrieb er. Zwei Tage später hätten deutsche Ärzte jedoch festgestellt, dass er vergiftet worden sei, erklärte Wersilow weiter. Der Aktivist wurde damals in der Berliner Charité behandelt. Die Berliner Ärzte hatten eine Vergiftung des Oppositionellen als „sehr wahrscheinlich“ bezeichnet.
Nawalny war am Mittwoch vergangener Woche zu 30 Tagen Haft verurteilt worden, weil er zu einem nicht genehmigten Protest am Wochenende aufgerufen hatte. Der Oppositionspolitiker ist einer der prominentesten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der 43-Jährige hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Demonstrationen organisiert, was ihm immer wieder kurze Haftstrafen einbrachte.
Am Samstag waren nach Angaben der russischen Nichtregierungsorganisation OWD-Info rund 1.400 oppositionelle Demonstranten auf einer nicht genehmigten Kundgebung für freie Kommunalwahlen in Moskau festgenommen worden. Rund 3.500 Menschen hatten laut offiziellen Angaben gegen den Ausschluss zahlreicher Oppositionskandidaten von der für September geplanten Kommunalwahl in Moskau demonstriert. Für kommenden Samstag rief die Opposition zu erneuten Protesten auf.