Agenda Austria für Finanzierung von Schulen über Sozialindex
In Wien hat die Hälfte der Schülerinnen und Schüler eine andere Umgangssprache als Deutsch, auch in anderen Städten ist der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund hoch. Die wirtschaftsliberale Denkfabrik Agenda Austria plädiert daher für eine Neuverteilung des Bildungsbudgets nach einem Sozialindex. „Brennpunktschulen“ sollen so mehr Geld erhalten.
Den „Sozialindex“ für die Schulfinanzierung haben zuletzt Arbeiterkammer, SPÖ, Grüne und NEOS propagiert. Auch der frühere ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann äußerte Sympathien für das Modell. Es würde bedeuten, dass Schulen mit größeren Herausforderungen auch mehr Geld erhalten. Umgesetzt wurde es von Türkis-Blau aber nicht. Im Gegenteil: Ansätze für einen „aufgabenorientierten Finanzausgleich“ wurden wieder schubladisiert.
Geht es nach Agenda Austria-Leiter Franz Schellhorn, sollte eine Bildungsreform weit oben auf der Prioritätenliste der nächsten Regierung stehen. „Wenn man in Österreich im falschen Bezirk auf die Welt kommt, ist die Einkommenskarriere im Alter von sechs Jahren zu Ende“, kritisiert Schellhorn im Gespräch mit der APA die mangelnde Dotierung von „Brennpunktschulen“.
Von einem Sozialindex profitieren würden neben Wien auch andere große Städte. Denn in Wien besuchen zwei Drittel der Volksschüler Schulen, deren „soziale Benachteiligung“ als hoch oder sehr hoch gilt. Dies ist der Fall, wenn viele Kinder Migrationshintergrund und viele Eltern nur Pflichtschulabschluss oder schlecht bezahlte Jobs haben. Auch in Graz, Wels und Linz ist dieser Anteil überdurchschnittlich groß.
„Natürlich könnte Wien profitieren, weil es da die größten Probleme gibt“, betont Schellhorn. Sollten Brennpunktschulen mehr Geld bekommen, fordert er aber auch Transparenz über die Resultate - also etwa eine Veröffentlichung der Bildungsstandard-Ergebnisse der Schulen und deren laufende Evaluierung. Bleiben Erfolge aus, solle es Konsequenzen geben. Außerdem sollten Gehaltsvorrückungen für Lehrer aus seiner Sicht an Weiterbildung geknüpft werden, etwa an den Erwerb digitaler Kompetenzen.
Die Bildungsreform ist Teil eines Forderungspakets der Agenda Austria an die nächste Regierung zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts. Ebenfalls enthalten: Die Begünstigung von Investitionen und Risikokapital und eine Arbeitsmarktreform.
Für letztere schlägt der wirtschaftsliberale Thinktank eine Verschärfung der Zumutbarkeitsbestimmungen vor, um insbesondere für junge Arbeitslose die Vermittlung in andere Bundesländer zu erleichtern. Und die Notstandshilfe würde Agenda Austria-Ökonom Hanno Lorenz abschaffen. Stattdessen soll das Arbeitslosengeld anfangs höher ausfallen und dann über zwei Jahre abgeschmolzen werden. Danach soll es aus seiner Sicht nur noch die Mindestsicherung geben.