Sturm scheiterte im Europacup wieder früh
Die Wende ist ausgeblieben. Eine couragierte Leistung im Rückspiel gegen FK Haugesund reichte Sturm Graz nicht, um in der Fußball-Europa-League weiter im Bewerb zu bleiben. Ein 2:1 als Ende einer zehn Heimspiele andauernden Niederlagenserie war nur ein schwacher Trost. Im Fast-“Geisterspiel“ in Graz fehlte den Steirern die letzte Konsequenz vor beiden Toren.
Zwar egalisierten die Grazer zwischenzeitlich das 0:2 aus dem Hinspiel der zweiten Qualifikationsrunde, kassierten dann aber den entscheidenden K.o.-Schlag. Dem aktuell Achten der norwegischen Liga reichte eine kompakte Abwehrleistung samt effizienter Chancenverwertung zum Aufstieg (gesamt 3:2). „Der Gegner war über zwei Begegnungen unfassbar effektiv oder glücklich, je nachdem, wie man es sieht“, sagte Nestor El Maestro nach dem Spiel gegenüber Puls 4. Für den Sturm-Trainer war der „zweite Heimsieg in Folge ein kleiner, bedeutungsloser Trost“.
Von den vergangenen sechs K.o-Duellen in UEFA-Bewerben hat Sturm nur jenes gegen Mladost Podgorica gewonnen und insgesamt nur zwei Siege gefeiert. Auch deshalb hängen die Steirer in der wenig Erfolg versprechenden Dauerschleife als bei Auslosungen ungesetztes Team fest. „Ich persönlich bin nicht so enttäuscht, denn für Sturm Graz, mit unserem Koeffizienten und unserem Losglück, ist ein Weg in die Gruppenphase ein ganz, ganz langer“, hielt auch El Maestro fest. „Realistischerweise geht das nur über die Liga.“ Immerhin gibt es neben Sponsorgeldern durch TV-Präsenz auch 380.000 Euro aus dem Solidaritätsfonds der UEFA. Sturm soll dadurch trotz des Geisterspiels mit einer schwarzen Null bilanzieren.
Die 3.128 Zuschauer, die großteils dank der „Kinder-Regelung“ der UEFA im eigentlich als Geisterspiel deklarierten Match in der Arena waren, sahen ein Eigentor von Niklas Sandberg (15.) und ein sehenswertes 2:0, das Ivan Ljubic mit einem Schuss ins Kreuzeck besorgte (48.). Wie sie mussten auf dem Stadionvorplatz Hundertschaften von Sturm-Fans beim gemeinsamen Public Viewing aber auch Kevin Martin Krygaards wuchtigen K.o.-Treffer zum 2:1 mitansehen.
„Das Ausscheiden nervt brutal. Wir sind bitter enttäuscht, aber so ist leider der Fußball“, sagte Abwehrchef Lukas Spendlhofer. Man sei die bessere Mannschaft gewesen. „Aber das hilft nichts, wenn der Gegner dreimal aufs Tor schießt und der Ball dreimal drin ist. Das ist aber auch ein Zeichen von Klasse.“
Die Erkenntnis, dass man in solchen Duellen zwei gute Vorstellungen benötigt, ist für Sturm keine neue. „Wir haben den Aufstieg im Hinspiel verhaut“, sagte der starke Philipp Huspek. „Wir waren in allen Belangen die bessere Mannschaft, haben einen riesigen Aufwand betrieben und haben bei einer Situation geschlafen.“
Zum Verhängnis wurden den Grazern auch zwei bereits länger offene Kader-Baustellen. Die Linksverteidiger-Position ist derzeit nur mit Thomas Schrammel besetzt, der beim entscheidenden Gegentor nicht gut aussah. Und im Angriff setzte El Maestro lieber auf einen nicht ganz fitten Thorsten Röcher anstatt einen aus dem Stürmertrio Philipp Hosiner/Emeka Eze/Markus Pink. Doch für Röcher war nach weniger als einer halben Stunde wieder Schluss. In Graz wird die noch ausständige Spielberechtigung für Neuerwerbung Bekim Balaj herbeigesehnt.
El Maestro stellte auf dem Rasen immerhin Fortschritte fest. „Ich bin nicht am Boden zerstört, weil ich eine ordentliche Entwicklung der Mannschaft sehe. Es tut mir aber leid und weh für den Verein und die Fans. Die Spiele gegen Eindhoven wären Highlights gewesen.“
Für sich persönlich fand der Trainer letztlich sogar einen positiven Nebenaspekt. „Es macht meine Arbeit eigentlich ein bisschen einfacher. Ich habe jetzt ein schwieriges Auswärtsspiel am Sonntag, aber danach überwiegend eine ganze Woche Zeit, die Mannschaft auf die jeweiligen Begegnungen vorzubereiten.“