Japan gedenkt des Atombombenabwurfs auf Hiroshima

Mit Blick auf das Ende des Abrüstungsabkommens INF zwischen den USA und Russland hat der Bürgermeister von Hiroshima zur atomaren Abrüstung in der Welt aufgerufen. Bei einer Gedenkzeremonie zum 74. Jahrestag des Abwurfs einer US-Atombombe auf die japanische Stadt rief Bürgermeister Kazumi Matsui sein Land am Dienstag auf, dem UNO-Atomwaffenverbotsvertrag von 2017 beizutreten.

Japans rechtskonservativer Ministerpräsident Shinzo Abe ging in seiner Rede am Gedenktag auf den Vertrag nicht ein. Japan, das sich vom Atomwaffen- und Raketenprogramm Nordkoreas bedroht fühlt, steht unter dem atomaren Schutzschild seines heutigen Sicherheitspartners USA.

Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und Außenminister Alexander Schallenberg sprachen sich unterdessen für eine Abschaffung von Nuklearwaffen aus. „Hiroshima und Nagasaki erinnern uns an die Unmenschlichkeit von Nuklearwaffen. Das Gedenken an die Opfer mahnt uns eindringlich, dass wir uns weiterhin aktiv für eine Welt ohne Nuklearwaffen einsetzen müssen“, erklärte Bierlein. „Diese Waffen gehören ein für alle Mal abgeschafft“, so die Bundeskanzlerin und der Außenminister unisono. Schallenberg ergänzte: „Gerade in diesen Zeiten wieder wachsender Spannungen zwischen den Großmächten müssen wir die nukleare Abrüstung konsequent vorantreiben.“

Die Umsetzung von Artikel VI des Atomwaffensperrvertrags (NPT) aus dem Jahr 1970, in dem sich die Atommächte zur nuklearen Abrüstung verpflichtet haben, sei „längst überfällig“, betonte Schallenberg. Er erinnerte diesbezüglich an den Nuklearwaffenverbotsvertrag (TPNW) aus dem Jahr 2017, der von Österreich maßgeblich mitinitiiert und ratifiziert wurde. Mit 70 Unterschriften und 23 Ratifikationen nähere sich der im Juli 2017 von einer großen Mehrheit angenommene Vertrag über das Verbot von Nuklearwaffen dem Inkrafttreten, so Schallenberg.

Sobald der Vertrag von 50 Ländern ratifiziert worden ist, tritt er in Kraft. Da das Abkommen allerdings von den Atommächten boykottiert wird, hat es lediglich symbolischen Charakter. Keines der neun Länder im Besitz von Atomwaffen - die USA, Russland, Großbritannien, China, Frankreich, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel - hatten an den Verhandlungen teilgenommen.

Um 8.15 Uhr Ortszeit, dem Zeitpunkt, als der US-Bomber Enola Gay die erste im Krieg eingesetzte Atombombe mit dem Namen „Little Boy“ über Hiroshima abgeworfen hatte, legten die Menschen am Dienstag eine Schweigeminute ein. Zehntausende Bewohner waren damals sofort tot, insgesamt starben bis Ende 1945 schätzungsweise 140.000 Menschen.

Drei Tage nach Hiroshima warfen die Amerikaner eine zweite Atombombe über Nagasaki ab. Kurz danach kapitulierte das japanische Kaiserreich. Hiroshima ist heute ein weltweites Symbol für Krieg - und für Frieden.

Die Gedenkzeremonie erfolgte unter dem Eindruck der jüngsten Raketentests Nordkoreas sowie des kürzlichen Ausstiegs der USA aus dem INF-Vertrag. Washington begründete diesen damit, dass Russland mit seinen Waffen seit Jahren gegen das Abkommen verstoße. Moskau warf den USA dagegen vor, mit dem einseitigen Ausstieg aus dem Abrüstungsvertrag die weltweite Sicherheitsstruktur zu unterhöhlen.