USA

„Sie war unser Gewissen“: Trauer um US-Schriftstellerin Toni Morrison

Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison starb im Alter von 88 Jahren.
© AFP

Das „Gewissen Amerikas“ ist verstummt: Toni Morrison widmete ihr Leben dem Schreiben gegen Rassismus in den USA. Nun ist die Literaturnobelpreisträgerin im Alter von 88 Jahren gestorben. Fans und Kollegen sehen das als ganz besonders schmerzhaften Verlust.

New York – Zahlreiche Prominente und Fans trauern um die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison. Der frühere US-Präsident Barack Obama würdigte die Schriftstellerin am Dienstag als „nationalen Schatz“, die Moderatorin Oprah Winfrey bezeichnete Morrison als „Zaubererin der Sprache“, der Rapper Chance nannte sie eine „unglaublich mächtige und einflussreiche Frau“. Die Nobelstiftung würdigte die US-Schriftstellerin als „eine der stärksten und einflussreichsten literarischen Kräfte unserer Zeit“.

Morrison war am Montagabend im Alter von 88 Jahren in New York gestorben. Sie galt als eine der wichtigsten afroamerikanischen Schriftstellerinnen. Mit ihren Werken, in denen sie den Rassismus in den USA anklagte, wurde Morrison zum „Gewissen Amerikas“, ihre Bücher verkauften sich millionenfach. Die wortgewaltige Autorin kämpfte schon länger mit gesundheitlichen Problemen und saß im Rollstuhl.

„Verlust für die Welt der Wörter“

Obama veröffentlichte per Kurznachrichtendienst Twitter ein Foto, das ihn gemeinsam mit der Autorin im Weißen Haus zeigt. Er bezeichnete Morrison als „eine faszinierende Geschichtenerzählerin. Ihre Texte waren eine wunderschöne und bedeutende Herausforderung an unser Gewissen und unsere moralische Vorstellungskraft. Was ein Geschenk, dieselbe Luft wie sie zu atmen – wenn auch nur für eine Weile.“

Die Moderatorin Winfrey schrieb bei Instagram: „Sie war unser Gewissen, unsere Seherin, unsere Wahrheitsverkünderin. Die Autorin Roxane Gay erklärte: „Das ist ein niederschlagender Verlust für die Welt der Wörter.“ Kollegin Elizabeth Gilbert kommentierte, ihr Herz schmerze. „Morrisons Worte haben Welten verändert“. Sängerin Beyoncé schrieb schlicht: „Ruhe im Paradies.“

„Gerade jetzt, wo wir ihre Stimme am meisten brauchen, ist sie verschwunden“, schrieb die Schauspielerin Bette Midler bei Twitter und auch die kanadische Autorin Margaret Atwood kommentierte: „Dass ihre starke Stimme in dieser Zeit fehlt, wo Minderheiten in den USA und anderswo wieder angegriffen werden, ist für uns alle anderen eine Tragödie.“

Serie an Erfolgsromanen

Den Beginn der literarischen Karriere von Morrison markierte 1970 „Sehr blaue Augen“, ein Buch, in dem sie beschrieb, was es hieß, als Schwarze aufzuwachsen. „Sehr blaue Augen“ wurde ein gefeierter Erfolg. Es folgten weitere Erfolgsromane wie „Sula“, „Solomons Lied“, „Teerbaby“, der Sklavenroman „Menschenkind“, „Jazz“ und das 500-Seiten-Werk „Paradies“.

1993 erhielt Morrison den Literaturnobelpreis. 2017 erschien ihr Roman „Gott, hilf dem Kind“ auf Deutsch, 2018 ihre Essays „Die Herkunft der anderen: Über Rasse, Rassismus und Literatur“.

Nebenbei lehrte die 1931 in der Kleinstadt Lorain im US-Bundesstaat Ohio als Chloe Wofford geborene Autorin jahrelang an der Eliteuniversität Princeton kreatives Schreiben. 2010 starb einer ihrer beiden Söhne an Krebs, ein Schicksalsschlag, mit dem Morrison lange kämpfte. (dpa)

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