Rüstzeug für den Klimawandel für Tiroler Feuerwehren
Steigende Waldbrandgefahr, Unwetter, Einsätze bei großer Hitze: Für Feuerwehren birgt die Zukunft Herausforderungen. Darauf will Tirols Landeskommandant vorbereitet sein.
Von Benedikt Mair
Innsbruck, Telfs – Ende Juni 2019, Temperaturen weit über 30 Grad Celsius, Tirol stöhnt unter einer beispiellosen Hitzewelle. Während viele Abkühlung im Schwimmbad oder am Badesee suchen, rücken Feuerwehrleute überall im Land immer wieder aus, in voller Montur. Besonders belastend bei solchen Bedingungen: Waldbrände, die durch Trockenheit noch viel leichter entstehen. Der Klimawandel, der auch für andere Wetterextreme wie heftige Unwetter verantwortlich gemacht wird, stellt die Einsatzkräfte vor enorme Herausforderungen.
In der Landesfeuerwehrschule in Telfs, im ersten Stock, ganz am Ende des Ganges liegt das Büro von Peter Hölzl. Der Tiroler Landesfeuerwehrkommandant lehnt sich in seinem Stuhl zurück, faltet die Hände, überlegt kurz und sagt dann: „Vielleicht wurde der Klimawandel im Blick auf die Einsatzkräfte etwas unterschätzt.“ Zwar, bemerkt Hölzl, sei das Thema hie und da schon angesprochen, in einigen Gremien, besonders auf Bundesebene, schon diskutiert worden. Aber eben noch nicht genug, meint er. „Die Feuerwehren müssen sich auf diese Veränderung besser einstellen und vorbereiten. Hinsichtlich der anstehenden Herausforderungen benötigt es Bewusstseinsbildung bei den einzelnen Organisationen.“
Noch vor Ende dieses Jahres will Hölzl das Gespräch mit den Tiroler Feuerwehren und anderen Einsatzkräften suchen, denn auch diese seien wichtig, um eine sinnvolle Strategie für den Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels zu erarbeiten. Und weiter? „Noch drei Jahre bin ich als Landeskommandant im Amt. Spätestens dann will ich einen konkreten Plan vorlegen können.“
Für Unwetter und Hochwasser sei die Ausrüstung derzeit noch mehr als ausreichend, wie heuer schon mehrmals unter Beweis gestellt worden sei. Ganz unvorbereitet sind die Tiroler Feuerwehren laut Hölzl also nicht, österreichweit seien sie sogar „am besten aufgestellt, was die Bekämpfung von Waldbränden angeht. Schon vor zehn Jahren haben wir beispielsweise leichtere Uniformen für Einsätze bei großer Hitze angeschafft.“
Wie Jörg Degenhart, Experte des Landesfeuerwehrverbandes für Waldbrandbekämpfung, vorrechnet, hat es im Jahr 2018 „350 Alarmierungen wegen eines Brandes im Freien gegeben. Immer mehr Leute sind in den Bergen, Zigaretten werden weggeworfen. Das Phänomen Waldbrand wird vermutlich weiter zunehmen.“
LHStv. Josef Geisler (ÖVP), in dessen Zuständigkeitsbereich die Feuerwehren fallen, ist sich der Problematik durchaus bewusst: „Wir müssen damit rechnen, dass die Wetterextreme zunehmen, und wir stellen uns darauf ja auch laufend ein. Als Beispiel darf ich die von Land Tirol unterstützte Anschaffung einer Feuerwehr-Drohne im vergangenen Jahr nennen“, sagt Geisler. „Sollten sich die Einsatzszenarien und Anforderungen infolge der Klimaveränderung wandeln, werden wir uns gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband darauf einstellen.“