Tennis

Thiem feierte im sechsten Anlauf endlich ersten Sieg in Kanada

Kitzbühel-Sieger Dominic Thiem hat seinen "Kanada-Fluch" gebrochen.
© GEPA pictures/ Matthias Hauer

Der Kanada-Fluch ist gebrochen: Nach einem Drei-Satz-Erfolg über den Lokalmatador Shapovalov muss sich Dominic Thiem nun im Achtelfinale gegen den Kroaten Marin Cilic beweisen. Am Donnerstag will er die Aufschlagsleistung vom Auftakt wiederholen: „Dann ist alles möglich.“

Montreal – Im sechsten Anlauf hat es für Dominic Thiem endlich geklappt. Der 25-jährige Niederösterreicher und frisch gebackene Kitzbühel-Sieger besiegte den 20-jährigen Lokalmatador Denis Shapovalov nach 1:47 Stunden mit 6:4,3:6,6:3. Nach fünf Auftakt-Niederlagen en suite (in Toronto oder Montreal) ist der „Kanada-Fluch“ für Thiem gebrochen. Er trifft nun im Achtelfinale auf Marin Cilic (CRO-14).

Der hoch talentierte Shapovalov hatte das Match sehr stark begonnen und startete gleich einmal mit sieben Punkten en suite, darunter auch mehrere Returnwinner zum 0:40 bei Thiem-Aufschlag. Thiem gelang es, sowohl in diesem Game als auch später bei 2:3 trotz dreier Doppelfehler bei einem weiteren Breakball gegen sich, den Aufschlagverlust zu vermeiden. Bis zum 4:4 war Shapovalov selbst bei eigenem Service unantastbar. Doch dann gab er bei 30:40 mit einem Doppelfehler selbst den Aufschlag zum 4:5 ab. Thiem ließ sich diese Gelegenheit nicht nehmen und servierte nach 38 Minuten doch noch sicher zur 1:0-Satzführung aus.

Im zweiten Durchgang musste Thiem dann nach seinem fünften Doppelfehler zum 15:40 sein Service zum 2:4 erstmals abgeben. Shapovalov, der vor allem mit dem ersten Aufschlag Thiem immer wieder schlecht aussehen ließ, bestätigte das Break zum 5:2 und sicherte sich nach 70 Minuten mit 6:3 den Satzausgleich.

Die Entscheidung fiel wieder mit der ersten Breakchance für Thiem im dritten Satz. Bei 4:3 ermöglichte der Kanadier, der im Oktober übrigens auch zum Erste Bank Open nach Wien kommen wird, mit einem Doppelfehler den Breakball für Thiem. Und dann verjubelte der Lokalmatador einen leichten Smash zum 3:5. Das war die Entscheidung. Mit seinem neunten Ass servierte Thiem im zweiten Duell mit dem Youngster zum zweiten Sieg.

Thiem trotz 1:0-Bilanz nicht siegessicher

Im Achtelfinale trifft Thiem nun am Donnerstag ebenfalls zum zweiten Mal auf den ehemaligen US-Open-Sieger Cilic. Das bisher einzige Duell mit dem als Nummer 14 gesetzten Kroaten hatte Thiem 2016 im Viertelfinale von Brisbane auf Hardcourt knapp mit 2:6,7:6(4),6:4 gewonnen.

Auch wenn Thiem mit einer 1:0-Bilanz ins Match geht, wird er den Kroaten keinesfalls unterschätzen. „Er ist einer der besten Spieler der letzten Jahre und einer der ganz Wenigen, abgesehen von Murray, Federer, Djokovic und Nadal, die ein Grand Slam gewonnen haben. Allein schon deshalb ist sehr speziell“, sagte Thiem. Cilic serviere „richtig gut“ und das will er auch tun. „Ich schaue, dass ich wie heute sehr gut serviere, dann ist alles möglich, glaube ich.“

Thiem war nach seinem Auftaktsieg über Denis Shapovalov freilich erleichtert. An das Ende seines ganz persönlichen „Kanada-Fluches“ hat er während des Spiels „nicht wirklich gedacht“, meinte Thiem danach. „Aber jeder Sieg bei einem 1000er-Event ist schon speziell, weil es eben nur gegen richtig starke Gegner geht. Gegen Gegner, die in den ersten 35 oder 40 stehen.“

„Froh, schwierige Hürde gemeistert zu haben“

Es war überhaupt der erste Einzel-Sieg eines Österreichers in Kanada seit Jürgen Melzer 2004. Melzer ist übrigens gemeinsam mit Oliver Marach im Doppel am Mittwoch gleich zum Auftakt in Montreal ausgeschieden. „Für uns Österreicher ist es schon schwer da, weil wir halt meistens in Kitzbühel spielen oder in Hamburg, und wir natürlich gern unsere Heimturniere spielen“, erläuterte Thiem. Es sei eben schwierig, sich in so kurzer Zeit auf die Zeitzone und den völlig anderen Belag umzustellen.

Das Match gegen Shapovalov beschrieb Thiem als „sehr aufschlaglastig“. „Er hat gut serviert, ich hab gut serviert. Ich habe alle zwei Breakbälle, die ich gehabt habe, genutzt. Das war eine Riesenhilfe.“ Dass es nicht wie auf Sand zu langen Rallyes kommen würde, war Thiem klar. „Es war doch ein sehr großer Unterschied zu den letzten Wochen auf Sand.“ Und im Gegensatz zu manchen Nebenplätzen bietet der Center Court sehr schnelle Bedingungen.

Es war eine Umkehrung der Ereignisse: Eben in Kitzbühel noch vier Tage en suite im ausverkauften Stadion als „local hero“ gefeiert, war es in Montreal genau umgekehrt. Der 20-jährige Kanadier Shapovalov wurde von seinen Leuten unterstützt. „Es war eine gute Stimmung. Er ist ein Typ, dem man sehr gern zuschaut. Es war schon ein großer Kontrast, heute waren alle gegen mich. Ich bin sehr froh, dass ich diese schwierige Hürde gemeistert habe.“

Auch Nadal im Achtelfinale

Bereits zuvor hatte sich der topgesetzte Rafael Nadal in seinem ersten Match seit der Wimbledon-Halbfinal-Niederlage gegen Roger Federer ins Achtelfinale gespielt. Der Spanier besiegte den Briten Daniel Evans nach 2:01 Stunden mit 7:6(6),6:4. Er ließ sich weder von einem 2:5-Rückstand im Tiebreak noch einer fast zweistündigen Regenpause beeindrucken. „Heute war das wichtigste der Sieg. Mit den Siegen kommen dann die anderen Dinge langsam wieder zurück“, meinte der Mallorquiner, der nun auf den Argentinier Guido Pella trifft.

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