1.000 Demonstranten im Sitzstreik am Flughafen Hongkong

Rund 1.000 Demokratie-Aktivisten haben mit einem Sitzstreik im Flughafen von Hongkong für Aufsehen gesorgt. Die zum Teil maskierten und mit Helmen ausgestatteten Demonstranten riefen zu Beginn der dreitägigen Aktion Sprechchöre wie „Keine Randalierer, nur Tyrannei“. Auf den Protestschildern standen Sätze wie „Fragen Sie mich zu Hongkong“ oder „Retten Sie Hongkong vor Tyrannei und Polizeigewalt“.

Mit der Aktion am Flughafen wollen die Aktivisten möglichst viele Reisende auf ihre Anliegen aufmerksam machen, sie hoffen auf internationale Unterstützung. „Wir wollen mehr Leute wissen lassen, was in Hongkong passiert“, sagte eine Demonstrantin. Zahlreiche Demonstranten trugen schwarze Kleidung, die Farbe der Protestbewegung.

Ankommende Passagiere schienen beim Anblick des Sitzstreiks irritiert, einige machten Fotos und ließen sich Flugblätter reichen. Die Französin Clara Boudehen zeigte sich „sehr beeindruckt“ von den Protesten. „Unsere Demokratie ist nicht uneingeschränkt, wir müssen dafür kämpfen“, sagte sie. „Es ist sehr bedeutsam zu sehen, wie die Bevölkerung für ihre Demokratie kämpft“, fügte sie hinzu.

Die dreitägige Flughafenkundgebung wurde in Online-Netzwerken mit einer nachgemachten Bordkarte angekündigt, auf der „HK in die Freiheit“ stand. Die Proteste am Flughafen wurden nicht genehmigt, aber eine ähnliche Aktion Ende Juli war friedlich und ohne Störung des Flugbetriebs abgelaufen.

Der Flughafenbetreiber teilte mit, über die geplante Kundgebung informiert worden zu sein. Es gebe zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen, um sicherzustellen, dass nur Reisende mit einer Bordkarte bis zum Check-In-Bereich gelangen. Dennoch werde der Flughafenbetrieb „normal ablaufen“.

Seitens der AUA hieß es auf Anfrage der APA, dass die österreichische Luftlinie nicht betroffen sei. Die AUA habe den Hongkong-Flug seit Oktober vergangenen Jahres eingestellt.

Für das Wochenende hat die Demokratiebewegung über die Stadt verteilt weitere Märsche und Proteste angekündigt. Nach zwei von Protesten und Auseinandersetzungen geprägten Monaten ist die Lage in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong äußerst angespannt. Die Proteste waren ursprünglich durch ein - später zurückgezogenes - Auslieferungsgesetz ausgelöst worden, das die Überstellung von Verdächtigen an Festland-China erlaubt hätte. Die Proteste weiteten sich danach zu einer Bewegung gegen den wachsenden Einfluss Pekings in Hongkong und für mehr Demokratie aus.

Die anhaltenden Proteste, bei denen es zunehmend zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei kommt, werden auch immer mehr zu einem Problem des chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Die Demonstrationen in der Millionenmetropole haben sich an Plänen der Peking-treuen Regierung für ein Gesetz zur Auslieferung von Beschuldigten nach China entzündet. Seit Mitte Juni weiten sie sich aus. Einen Höhepunkt erreichten die Proteste am Montag mit einem Generalstreik. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, die Tränengas und Schlagstöcke einsetzte.

Der früheren britischen Kronkolonie Hongkong wurden nach der Übergabe an China 1997 besondere Freiheitsrechte wie das der freien Meinungsäußerung eingeräumt. Diese sehen die Regierungskritiker nun gefährdet. Die Demonstranten fordern den Rücktritt der Regierungschefin Carrie Lam und auch, dass die Regierung im Zusammenhang mit den zum größten Teil friedlichen Demonstrationen nicht von Aufruhr spricht. Nach Hongkonger Gesetz ist damit eine nicht erlaubte Versammlung von drei oder mehr Personen gemeint.

Der Ex-Polizeichef Alan Lau Yip Shing, der die Einsätze gegen pro-demokratische Kundgebungen 2014 leitete, wurde aus dem Ruhestand geholt. Er soll nach Angaben zweier hochrangiger Sicherheitsbeamte helfen, die Einsätze gegen Protestierer zu koordinieren. Er werde sich am Freitag mit den Einsatzleitern treffen, hieß es.