Geldanlagen

Klimafreundlich und sozial verträglich: Österreicher legen Geld gern “grün“ an

Österreicher wollen bei nachhaltigen Geldanlagen vor allem Investitionen in Kernenergie ausgeschlossen wissen.
© APA

Der Trend zu klimafreundlicher und sozial verträglicher Veranlagung nimmt zu. Nachhaltige Geldveranlagungen der Österreicher stiegen im Vorjahr um 43 Prozent auf 21,8 Mrd. Euro.

Von Stefan Eckerieder

Wien –Immer mehr Österreicher überlegen bei der Geldanlage nicht nur, wie der größte Profit zu erzielen ist, sondern möchten auch sichergehen, dass mit dem Geld keine Unternehmungen unterstützt werden, die Umwelt- und Menschenrechtsstandards untergraben.

Nachhaltige Geldanlagen in Österreich wuchsen im vergangenen Jahr um 43 Prozent auf 21,8 Mrd. Euro, zeigt der Jahresbericht des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG). „Die Motivation, nachhaltig zu investieren, ist damit verbunden, eine positive Wirkung, etwa auf die Umwelt oder die Gesellschaft, zu verfolgen“, sagt FNG-Geschäftsführerin Claudia Tober. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate beträgt seit 2005 rund 25 Prozent. Mit einem Anteil von rund 80 Prozent sind vor allem institutionelle Investoren, wie die heimischen Vorsorgekassen und Versicherungen, die Treiber. Aber auch private Investoren spielen eine immer größere Rolle. Ihre nachhaltige Investitionstätigkeit stieg 2018 im Vergleich zu 2017 um 17 Prozent.

„Bei nachhaltigen Investitionen geht es immer um eine konkrete Wirkung“, sagt Tober. So wollen die Österreicher bei Investitionen in Firmen vor allem die Verwendung von Kohle, Verbindungen zur Waffen- und Rüstungsindustrie, aber auch Kernenergie und Menschenrechtsverletzungen ausgeschlossen wissen. Beim Kauf von Staatsanleihen werden an erster Stelle Länder, in denen die Todesstrafe verhängt wird, exkludiert. Weitere Ausschlusskriterien sind unter anderem Diktaturen oder Korruption.

„Firmenbeteiligungen geben Investoren durch die Stimmrechtsausübung aber auch ein Anrecht auf Mitsprache“, ergänzt Tober, die auch auf die tatsächliche Wirkung solcher Investitionen verweist. „Mit einem guten nachhaltigen Portfolio kann man mindestens 30 Prozent Treibhausgase vermeiden.“

Dass eine klima- und umweltfreundliche Geldanlage wenig Ertrag abwirft, ist nicht belegbar. Im Gegenteil: Der Nachhaltigkeitsindex Vönix, der 19 an der Wiener Börse notierte Unternehmen umfasst, hat den ATX seit Mitte 2005 um jährlich 1,3 Prozent geschlagen. Auch der österreichische Online-Vermögensverwalter Savity berichtet etwa, dass sein Anlageprodukt Savity Green, das sich an den FNG-Kriterien orientiert, seit Dezember 2017 mit Erträgen von bis zu 6,14 Prozent gegenüber seinen klassischen Angeboten entwickelte. „Wir sehen hier handfeste Performance-Vorteile, denn der Investor erhält mit einem nachhaltigen Wertpapierportfolio einen automatischen Qualitätsfilter“, sagt Karin Kisling, Gründerin und Geschäftsführerin von Savity. Laut der Tirolerin vermeide man bei nachhaltigen Investitionen „tickende Zeitbomben“. Das sieht auch Tober so. „Es ist häufig so, dass nachhaltige Finanzprodukte, sofern sie nicht spekulativ sind, stärker performen. Wegen des längeren Veranlagungshorizontes sind sie krisenfester. Sie berücksichtigen auch Klima- und Umwelt­risiken.“

Die Finanzexpertin erwartet sich eine weitere Zunahme des Trends zur „grünen“ Veranlagung. Auf EU-Ebene wird aktuell an einheitlichen Kriterien für die Nachhaltigkeit im Finanzwesen gearbeitet. Unter anderem sollen Kunden bei Finanzberatungen künftig europaweit vom Berater aktiv auf nachhaltige Investments hingewiesen werden müssen. Die Strategie soll die EU-Agenda für Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung unterstützen. „Bisher hat es keine allgemeingültigen Definitionen für nachhaltiges Investment gegeben. Der EU-Aktionsplan ist ein Riesenfortschritt“, sagt Tober.

Nachhaltige und verantwortliche Anlagen

Nachhaltige Geldanlagen sind nachhaltige Finanzprodukte, die ökologische, soziale und auf politische Kriterien bezogene Aspekte in ihren Anlagebedingungen berücksichtigen. Laut dem Forum Nachhaltige Geldanlagen machen diese bereits 12,8 Prozent alleine am Gesamt-Investmentfondsmarkt in Österreich aus.

Verantwortliche Investments sind Investmentprozesse institutioneller Marktteilnehmer wie Fondsgesellschaften und Banken. Diese berücksichtigen in ihren Investmentprozessen allgemein ökologische, soziale und politische Kriterien. Der Gesamtmarkt für verantwortliche Investments in Österreich belief sich 2018 auf 65 Mrd. Euro.

Verwandte Themen