25 Jahre Filmfest St. Anton: Die Wiege der Extremsportfilme mit Stil
Das Filmfest St. Anton wird heuer zum 25. Mal sehenswerte Bergfilme zeigen. Vom 28. bis 31. 8. blicken die Veranstalter auf viele Höhepunkte zurück und sie gedenken kürzlich verstorbener Weggefährten.
Von Matthias Christler
St. Anton – Immer schneller, höher, weiter hat sich der Bergsportfilm entwickelt, seit digitale Aufnahmetechnik und Veröffentlichungen im Internet die Szene revolutioniert haben. In St. Anton wurde vor 1995 ein anderer Weg eingeschlagen.
Statt schneller, höher, weiter ging es bei dem Filmfest, das heuer vom 28. bis 31. August stattfindet, stets um etwas anderes: um schönere Aufnahmen, höhere Qualität und einen Weitblick – auch was die Gästeschar betrifft. Das reicht von einem musikalischen Auftritt von Hubert von Goisern mit tibetischen Freunden (1997) über einen Besuch von Bergsteiger-Legende Heinrich Harrer (1998). Und es geht weiter mit einer Live-Vertonung des Film-Klassikers „Der weiße Rausch“ von Avantgardemusiker Hans Platzgumer (2001) bis zu einer Autogrammstunde von Altbischof Reinhold Stecher (2006). Organisator Manfred Pascher spricht von „vielen schönen Erinnerungen“ mit den Bühnengästen und von aufregenden Szenen auf der Leinwand. „Wir haben der jungen Szene von Anfang an eine Plattform gegeben.“ Und die hat sie genutzt, einige Meilensteine streicht der Organisator heraus:
Ab 2000 laufen in St. Anton mit den „Blind Bend“-Filmen die ersten Produktionen, die sich ganz aufs Freeriden konzentrieren.
2006 wird der erste reine Boulder-Film präsentiert – noch bevor der Sport in Tirol die Massen begeistert.
2012 hinterlassen die Innsbrucker Extrembiker „Vertriders“ ihre Spuren mit Aufnahmen von Abfahrten, wo andere nur wandern gehen.
2017 ist das Jahr, in dem die Männer, das bislang dominante Geschlecht am Berg, kürzertreten müssen. Einen Tag lang werden nur Filme von Frauen gezeigt.
Und über all dem steht der Anspruch, nicht nur das Extreme zu präsentieren, sondern das Schöne am Extremen. „Vor zehn, 15 Jahren ging es bei den Freeride-Filmen nur darum zu zeigen, wie spektakulär das Runterfahren ist. Heute ist der Freeride-Film ein Medium, um eine Geschichte zu erzählen“, spricht der Organisator ambitionierte Filmemacher an, die ihre ersten Erfahrungen in St. Anton gemacht haben und jetzt laut Pascher „Weltklasse-Filmer“ sind.
Zu denen zählt unter anderem der in Innsbruck wohnhafte Hanno Mackowitz, der 2014 mit „Lorraine“ einen Freeride-Film als Kunstfilm interpretiert hat. Jede Sekunde des Streifens könnte fast als eigenes Gemälde herhalten, die Musik wurde eigens komponiert. „Der Mainstream und das ,Höher, weiter, schneller‘ hat mir nie viel gegeben. Ich wollte lieber polarisieren“, sagt der 38-Jährige, der in jungen Jahren selbst Snowboard gefahren ist und nebenbei gefilmt hat. Das Filmfest sei für seine Entwicklung extrem wichtig gewesen. „Es war für viele Tiroler Filmmacher immer ein Ansporn, dort oben einen guten Film zu zeigen. St. Anton hat in der Szene eine sehr hohe Stellung, weil die Filme nicht zu kommerziell sind und viele unabhängige Produktionen gezeigt werden“, sagt Mackowitz.
Für ihn persönlich war das Filmfest Plattform und Sprungbrett zugleich. Durch die Produktionen, die er in St. Anton zeigen konnte, bekam er als Kameramann einen Bekanntheitsgrad, der ihm heute beruflich nutzt. Inzwischen filmt er zu 90 Prozent für die Industrie, vergangene Woche war er etwa in Schweden für Thule unterwegs. „Die Filme für St. Anton sind aber immer noch ein Herzensprojekt.“ Heuer beleuchtet er mit „Umschwung“ die Zeit, wenn Profi-Sportler ihre Karriere beenden, und wie sie einen anderen Weg finden.
In all den Jahren in St. Anton gab es viele emotionale Filme und Momente, und so einer erwartet die Besucher heuer vor allem am Donnerstag. Der erste Teil des Abends wird mit zwei Filmen den im heurigen April verunglückten David Lama und Hansjörg Auer gewidmet. Das Filmfest hat die beiden Tiroler oft als Bühnengäste erlebt: „Das berührt mich sehr und stellt eigentlich alles, was wir hier zeigen, in Frage. Es schaut oft nicht so gefährlich aus, aber es ist sehr gefährlich“, sagt Manfred Pascher. Lama und Auer stellt er vom Können und der Herangehensweise im Alpinismus auf eine Stufe mit Reinhold Messner. „Bei dem muss man sich schon auch fragen, wie er alles geschafft hat, wie viel Glück er hatte.“
Neben zwei Filmen mit Lama und Auer als Protagonisten werden am Donnerstagabend nahe Bezugspersonen auf der Bühne sprechen. „Wir werden einen würdigen Rahmen finden“, verspricht Pascher.
25 Jahre Filmfest in St. Anton
Der Rückblick: Schon bei der Premiere 1995 schlug das Filmfest eigene Wege ein. Es wurde etwa konsequent und kommentarlos Beat Kammerlanders Kunst des Kletterns in einer Doku gezeigt. „Stilbildend für den Kletterfilm“, meint Organisator Pascher. Viele Höhepunkte mit spannenden Gästen folgten.
Der Ausblick:
Das 25. Filmfest St. Anton findet vom 28. bis 31. 8. im Arlberg WellCom statt. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, jeden Abend werden vier bis sechs Filme präsentiert. Abendkarte 15 Euro, ermäßigter Eintritt u. a. für TT-Club-Mitglieder 12 Euro. Infos zum Programm und Tickets unter www.filmfest-stanton.at