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Grandezza und Dekadenz: Ehrenpreis für Helmut Berger in Kitzbühel

Helmut Berger mit Regisseur Luchino Visconti und Romy Schneider bei den Dreharbeiten zu „Ludwig“.
© imago stock&people

Das derzeit laufende 7. Filmfestival in Kitzbühel ehrt Helmut Berger am Freitag mit dem Ehrenpreis.

Innsbruck –„Offenbar hat er sich in sein eigenes Bild verliebt – oder aber in seine Schönheit, die ihm vorher nicht bewusst war“, sagt der Maler über sein Modell. Und das Modell, der junge Dorian Gray, kann den Blick tatsächlich nicht mehr abwenden von seinem Antlitz, das auch dann noch strahlend schön sein wird, wenn Gray selbst alt und hässlich ist.

Eine Schlüsselszene aus Massimo Dallamanos Oscar-Wilde-Adaption „Das Bildnis des Dorian Gray“. Keiner war damals, um 1970, geeigneter für den Part des exzentrischen Dandys als Helmut Berger. Die Vogue kürte den 1944 in Bad Ischl geborenen Schauspieler zum „schönsten Mann“ der Welt. Seine Jet-Set-Umtriebe machten ihn mindestens so berühmt wie seine Filme. Bisweilen lenkten sie auch von seinen Leistungen ab. Berger hat wunderbare Filme gedreht. Mit Luchino Visconti, der Galionsfigur des italienischen Kunstkinos, aber nicht nur. Auch mit Joseph Losey hat er gearbeitet. Mit Cinecittà-Profis wie Duccio Tessari. Und mit Vittorio De Sica. De Sicas „Die Gärten der Finzi Contini“ gewann sogar einen Oscar. Trotzdem: Helmut Berger war der Visconti-Schauspieler. „Ziehsohn“ und letzter Lebensgefährte des Regisseurs.

Der Maestro schenkte ihm die schönsten Rollen, porträtierte ihn im schummrigen Zwielicht von Schönheit und Verderbtheit, Grandezza und Dekadenz. „Die Verdammten“ brachte ihm eine Golden-Globe-Nominierung und als „Märchenkönig“ Ludwig II. von Bayern erspielte sich Berger Weltruhm. Das Untergangsepos „Ludwig“ ist exzessives Kino-Rokoko. Die intensivsten Szenen aber spielt Berger ganz sparsam: Etwa wenn ihm dämmert, dass er von Richard Wagner ausgenutzt wurde. Oder später, wenn Elisabeth von Österreich (Romy Schneider), den taumelnden Monarchen mit unverzierten Wahrheiten konfrontiert: „Schön sein und faszinieren – das ist es, was man von Ihnen erwartet.“

Viscontis Tod 1976 war die große Zäsur in Bergers Karriere. Rollenangebote blieben aus, eigentümliche Auftritte mehrten sich. Auf Parts bei Schlingensief und Peter Kern, aber auch in Coppolas drittem „Paten“-Film folgte viel Talkshowtheater und das RTL-Dschungelcamp – und anrührende Comebackversuche. Einen davon begleitet der Dokumentarfilm „Helmut Berger, meine Mutter und ich“ (2019). Über einen anderen Porträtfilm, „Helmut Berger, Actor“, wird dieser Tage zu Gericht gesessen. Berger fühlt sich vom Regisseur bloßgestellt.

1973 beehrte Helmut Berger auch das heimische Kino. Otto Schenk engagierte ihn, auf dem Höhepunkt seiner globalen Strahlkraft, für seine Verfilmung von Arthur Schnitzlers „Reigen“. Das Filmfestival Kitzbühel zeigt Schenks stargespickten Film, in dem auch Senta Berger, Helmut Lohner und Hans Brenner mitspielen, am Freitag in Anwesenheit von Berger und Schenk um 19 Uhr im Filmtheater Kitzbühel. Davor wird Berger mit dem Ehrenpreis des Festivals ausgezeichnet. (jole)

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