Fachkräftemangel

Tirol wirbt mit „Welcome Service“ um ausländische Fachkräfte

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Neue Initiative soll Arbeitskräfte und ihre Familien bei Umzug und Integration in Tirol helfen. Der Start des neuen „Welcome Service“ erfolgt am 1. September.

Innsbruck – Aktuell fehlen in Tirol rund 4.000 Arbeitskräfte, im Jahr 2030 werden es laut derzeitigen Prognosen bereits 10.000 sein. Mit dem neu gegründeten „Welcome Service Tirol“ sollen deshalb heimische Unternehmen und Hochschulen dabei unterstützt werden, neu angeworbene Fachkräfte bestmöglich in Tirol zu integrieren, sagte Landesrätin Patrizia Zoller-Frischer (ÖVP) am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf
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„In erster Linie wollen wir den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften mit heimischen Arbeitnehmern decken, das allein genügt aber nicht, wir brauchen auch Zuzug aus dem Ausland“, erklärte die Wirtschaftslandesrätin. Die Initiative ist eine Kooperation des Landes Tirol, der Wirtschaftskammer, der Industriellenvereinigung und der Tiroler Hochschulkonferenz.

„Arbeitsplatz Tirol“ vermarkten

Der Start des „Welcome Service“ erfolgt am 1. September. Zunächst soll die Initiative bis zum 31. August 2022 laufen, danach soll evaluiert werden, sagte die Landesrätin. Gefördert wird das Projekt mit insgesamt 360.000 Euro. Das Land Tirol übernimmt davon die Hälfte, die drei weiteren Projektpartner teilen sich die zweite Hälfte zu je einem Drittel.

Die Zielgruppe des „Welcome Service“ sind qualifizierte Fachkräfte, die eine neue Stelle in einem Unternehmen oder an einer Hochschule antreten und damit ihren Lebensmittelpunkt nach Tirol verlegen. Sie bekommen Hilfe bei der Wohnungssuche, bei Behörden- oder Arztgängen, werden bei der Suche nach Schulen oder Kinderbetreuung unterstütz und auch die Partnerin oder der Partner werden beim eigenen beruflichen Neuanfang in Tirol beraten.

„Wir erwarten uns, dass der Arbeitsplatz Tirol damit seine Attraktivität international gut vermarktet und die Kinder und Partner der Fachkräfte ebenfalls Interesse am Lebensraum Tirol finden“, betonte Christoph Walser, Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer. Auch Eugen Stark, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung, und Wolfgang Fleischhacker, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, begrüßten die Initiative ausdrücklich. In Wien fehlen Lehrstellen, im Westen viele Stellen unbesetzt

In Österreich klaffen Angebot und Nachfrage nach Lehrstellen zum Teil deutlich auseinander: Ende Juli kamen bundesweit 1,5 Lehrstellensuchende auf eine offene Lehrstelle. Nach Bundesländern zeigen sich jedoch große Unterschiede.Auf einen Bewerber oder eine Bewerberin kamen heuer im Juli in Oberösterreich 1,4 offene Lehrstellen; in Salzburg und Tirol waren nach Daten des Sozialministeriums im Hochsommer zweimal so viele Lehrstellen offen wie Lehrstellensuchende gemeldet. In Wien überstieg die Nachfrage mit sechs Lehrstellensuchenden, die einer sofort verfügbaren offenen Lehrstelle gegenüberstanden, das Angebot indes deutlich.

Die 46 österreichischen Fachkräfte haben bei den Berufsweltmeisterschaften WorldSkills in Kazan groß abgeräumt. Das Team Austria konnte bei der Siegerehrung am Dienstagabend in Russland insgesamt zwölf Medaillen bejubeln.
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Damit belief sich die so genannte „Lehrstellenlücke“ am heimischen Arbeitsmarkt österreichweit Ende Juli auf 2.960 Stellen: 8.812 sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden standen 5.852 gemeldete, sofort verfügbare Lehrstellen gegenüber.

Bestes EU-Team bei Lehrlingsweltmeisterschaften

Mit Erfolgserlebnissen kehrt gerade der österreichische Fachkräfte-Nachwuchs aus der diesjährigen Berufsweltmeisterschaft aus Russland zurück. Mit 12 Medaillen und 17 Diplomen („Medaillons for Excellence“) brachten es die Österreicher bei den WorldSkills 2019 in Kazan sogar zur besten EU-Nation. Goldmedaillen gab es bei dieser „Lehrlings-WM“ für eine Floristin, einen Maler, zwei Betonbauer, einen Drucktechniker und einen Maschinenbauer. Zusätzlich gab es eine Goldmedaille an zwei junge Teilnehmer aus Vorarlberg in den erstmals ausgetragenen „Future Skills“. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren gab es für die Österreicher in Abu Dhabi 12 Medaillen. Der weltweite Bewerb wird alle zwei Jahre ausgetragen.

„Jede Medaille ist eine zusätzliche Motivation für alle unsere Lehrlinge, die sich derzeit in Ausbildung befinden“, sagte WKÖ-Vizepräsidentin Martha Schultz. Sie war während der Berufsweltmeisterschaft in Russland live vor Ort dabei. Vor zwei Jahren wurden 2017 in Abu Dhabi elf Medaillen erobert (vier Gold-, drei Silber- und vier Bronzemedaillen).

Insgesamt ritterten in Russland rund 1400 Teilnehmer aus knapp 70 Ländern in 56 Bewerben um Medaillen. In der internationalen Jury tätig waren auch jene Trainer, die Österreichs junge Fachkräfte bereits bei den Teamseminaren und Trainings während der Vorbereitungszeit zur Seite standen. (TT.comAPA)

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